
Phase 1 – 1945-1949
Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland durch den Einfluss der vier Besatzungsmächte geprägt. Nach und nach führten politische Spannungen zwischen den westlichen Alliierten und der sowjetischen Besatzungsmacht zur Teilung Deutschlands. Während in den durch die Westmächte besetzten Gebiete der Marshall-Plan den wirtschaftlichen Aufbau nach dem Vorbild einer kapitalistischen Marktwirtschaft vorantrieb und eine föderal aufgebaute Verwaltung implementiert wurde, entstanden in der Sowjetisch besetzten Zone (SBZ) zentralistische Verwaltungsstrukturen. Dieser Teil Deutschlands sollte fortan von einer am Sozialismus der UdSSR orientierten Planwirtschaft geprägt sein. Diese Entwicklung mündete schließlich in der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) am 23. Mai 1949 und der anschließenden Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 7. Oktober 1949.
08.05.1945
Ende des 2. Weltkriegs; Befreiung Deutschlands von der Naziherrschaft; Besetzung des Landes durch Siegermächte
22.07.1945
Bildung der Deutschen Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen
in der Sowjetischen Besatzungszone und und Erlass der Befehle (Nr. 234 und 272) zum landesweiten Ausbau von Polikliniken und Krankenhäusern.
Der Befehl 272 bildet die Grundlage für (Wieder-) Errichtung einer von der Sozialversicherung getragenen Poliklinik (späteres Haus der Gesundheit, Berlin).
1945
Gründungsmemorandum des Instituts für Psychopathologie und Psychotherapie, Westberlin
durch Harald Schultz-Hencke. Das Institut ist die Nachfolgeeinrichtung des Berliner Instituts für Psychoanalyse. Schultz-Henke lehnt das Angebot von Alexander Mette ab, am Institut für Psychopathologie und Psychotherapie in Westberlin zu dozieren.
1945
17. Juli – 2. August: Potsdamer Abkommen
Die Staats- und Regierungschefs der USA, Sowjetunion und Großbritannien beschließen die Entmilitarisierung, Entnazifizierung, Demokratisierung und Dezentralisierung Deutschlands. 25% des Staatsgebiets wird abgetrennt. Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus mittel- und osteuropäischen Regionen wird damit legalisiert.
20.09.1945
Entlassung Ernst Speers aus der Universität Jena
Ernst Speer, Mitbegründer der Psychotherapie und designierter Inhaber des ersten Lehrstuhls für Psychotherapie, wird aufgrund seines aktiven Einsatzes für die Ziele der NSDAP aus der Universität Jena entlassen.
18.12.1945
Vortrag über „Psychoanalyse und Seelenheilkunde“
Alexander Beerholdt hält in der Kulturabteilung der KPD in Leipzig einen Vortrag über „Psychoanalyse und Seelenheilkunde“.
16.01.1946
Alexander Beerholdt erhält Lehrauftrag
Alexander Beerholdt erhält vom Rektor der Universität Leipzig, Hans-Georg Gadamer, einen Lehrauftrag. Bis 1948 liest Beerholdt am Psychologischen Institut der Universität Leipzig jeweils drei Semesterwochenstunden „Einführung in die Tiefenpsychologie“ und „Einführung in die Freud’sche Psychoanalyse“.
1946
Gründung der SED
Gründung durch Vereinigung von SPD und KPD am 21./22. April 1946, Vorsitzende Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl. Zuständige Sekretäre für Gesundheitswesen: Helmut Lehmann, Paul Merker (beide 1946 – 49), Paul Wessel (1949 – 50). Abteilung Gesundheitspolitik, ab 1946 / ab 1947. Abteilung Gesundheitswesen in der Hauptabteilung Arbeit und Sozialfürsorge – Leitung: Hans Horst (1946), Hugo Gräf (1946 – 1949).
1946
Mai: Festvortrag anlässlich des 90. Geburtstages von Sigmund Freud
Festvortrag des demokratischen Kulturbundes (kulturelle Veranstaltung in der DDR) anlässlich des 90. Geburtstages von Sigmund Freud, mit Alexander Mette als Gast
1946
Juli: Alexander Mette wird stellvertretender Landesdirektor im Landesgesundheitsamt Thüringen
17.12.1946
Erteilung SMAD-Befehl
SMAD-Befehl zur „Erneuerung und Wiedererrichtung der Fürsorge für Geisteskranke, Geistesschwache, Psychopathen und Süchtige“
20.02.1947
Harald Schultz-Hencke lehnt Ruf nach Greifswald ab
Harald Schultz-Hencke wird durch den Einsatz des Psychiaters Hanns Schwarz auf den Lehrstuhl für Psychotherapie der Universität Greifswald berufen, lehnt den Ruf jedoch ab.
15.03.1947
Alexander Mette zieht sich aus der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) zurück
31.05.1947
Beantragung der Gründung eines Instituts für Psychoanalyse
Alexander Beerholdt beantragt die Gründung eines Institutes für Psychoanalyse an der Universität Leipzig und bemüht sich um die Errichtung eines Instituts für Medizinische Psychologie und Psychotherapie nach dem Vorbild des Zentralinstituts in Berlin. Die Bemühungen bleiben jedoch von Hans-Georg Gadamer, damaliger Rektor der Universität Leipzig, offiziell unbeantwortet.
Weiteres hierzu siehe 01.05.1951
11.09.1947
Gerhard Klumbies beginnt Tätigkeit als Assistenzarzt in der Inneren Medizin am Universitätsklinikum Jena
1948
Alexander Mette wird Leiter der Hauptabteilung des Gesundheitswesens im Ministerium für Arbeit und Sozialfürsorge in Thüringen
1948
Walter Hollitscher nimmt Professur für Philosophie an der Humboldt-Universität in Ostberlin an
1948
27. – 29. Mai: Tagung „Psychotherapie und Medizinische Psychologie“
Im sowjetischen Sektor findet die wissenschaftliche Tagung „Psychotherapie und Medizinische Psychologie“ statt. Themen sind unter anderem die Ermordung „Geisteskranker“, die Massensterilisierung Erbkranker, Schuldbekenntnisse deutscher Psychiater und ihre Täter- und Mittäterschaft bei der Vernichtung ihrer Patienten sowie die Vertreibung Sigmund Freuds während der NS-Zeit.
1948
Gründung der Regionalgesellschaften für Neurologie und Psychiatrie
in Jena, Leipzig, Berlin und Greifswald
Veröffentlichung der ersten Ausgabe der Zeitschrift für „Psychiatrie, Neurologie und Medizinische Psychologie“ 
20.09.1949
Berufung Harald Schultz-Henckes als Professor mit Lehrauftrag für Psychotherapie an die Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
26.09.1949
Resolution der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG)
Untersagt die Gleichzeitigkeit von Positionen im Osten und Westen.
26.09.1949
Harald Schultz-Hencke gibt Professur auf
Nach einer Resolution der Deutschen Psychoanalytische Gesellschaft (DPG), welche die Gleichzeitigkeit von Positionen in der West- und Ostzone untersagt, gibt Harald Schultz-Hencke seine Professur an der Berliner Charité auf.
01.10.1949
Gründung der ersten psychologischen Beratungsstelle
Gründung der ersten psychologischen Beratungsstelle im Haus der Gesundheit (HdG) in Ostberlin, deren Leitung Hermann Tillmann übernimmt. Kurt Höck nimmt vor Ort seine Tätigkeit als Arzt auf.
07.10.1949
Gründung der DDR

Phase 2 – 1950–1959
Pawlow und die Folgen
Mit der Gründung der DDR am 07.10.1949 wird der Prozess der Ausbildung eines sozialistischen Staates nach russischem Vorbild schnell vorangebracht. Diese Zeit ist vor allem geprägt durch den sogenannten Pawlowismus, mit dem der neu gegründete Staat die ostdeutsche medizinische Wissenschaft sowjetisiert (Geyer, 2011). Um etwa einen Kontrapunkt gegenüber der angloamerikanischen Psychosomatik zu setzen, wurde auf der Pawlow-Konferenz 1950 in Moskau durch die dortige Akademie der Wissenschaften die kortico-viszerale Pathologie als neue Theorie der Psychotherapie vorgestellt und besonders die Psychoanalyse als inhuman und nicht an wissenschaftlichen Standards orientiert stigmatisiert. Damit war sie nicht länger ein Teil der offiziellen psychotherapeutischen Verfahren der DDR. Mit der rationalen Psychotherapie entwickelten sich eigenständige Psychotherapiekonzepte in der DDR. Einen der wichtigen Standards bildete für diesen Zeitraum die sog. Schlaftherapie, die im Wesentlichen auf den Ideen Pawlows begründet ist und durch Dietfried Müller-Hegemann Weiterentwicklungen erfuhr. (Grundsätzlich war die Idee hinter dieser Therapieform ein mit Hilfe von Medikamenten bewusst herbeigeführter Schlafzustand, der die meiste Zeit des Tages aufrechterhalten wurde und sich über einen Zeitraum von zwei bis sechs Wochen erstreckte. Das Ziel war vorrangig erkannte Funktionsstörungen der Patient*innen abzumildern und ihnen Ruhe und Erholung zu verschaffen sowie deren Mentalität zu optimieren.)
Aber auch andere Therapieformen, wie zum Beispiel die Hypnose und das Autogene Training wurden vor allem durch Hellmuth Kleinsorge und Gerhard Klumbies in Jena als Therapieformen aufgenommen und weitergeführt. Einzug hielten diese Psychotherapieformen verstärkt in den Kliniken. Es kam zunehmend zu Gründungen ganzer psychotherapeutischer Klinikabteilungen. Den Anfang machte hier 1953 die Universitätsklinik in Leipzig.
Das Auseinanderdriften von Ost- und West-Psychotherapie verstärkte sich in dieser Zeit, nicht zuletzt durch divergierende Ansichten zu Pawlow und der Psychoanalyse. Bereits 1950 beschloss die Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse (DGPT) in Braunschweig, dass „die in der Ostzone lebenden Mitglieder“ keine Möglichkeit zum Eintritt in die Fachgesellschaft bekommen sollten (Bernhardt und Lockot 2000). Verbindungen zwischen Ost- und West gab es allerdings vor dem Bau der Mauer über die Psychotherapiewoche in Lindau.
1950
Dietfried Müller-Hegemann beginnt Tätigkeit in Leipzig und entwickelt die „Rationale Psychotherapie“ sowie die Schlaftherapie nach Pawlow
1950
Ehrig Wartegg erhält eine Anstellung am Haus der Gesundheit in der Psychotherapeutischen Beratungsstelle
1950
Kurt Höck verlässt das HdG und setzt Facharztausbildung an der Charité fort
1950
Frühjahr: Psychotherapiewochen in Lindau
Beginn von in der Folge jährlich veranstalteten Psychotherapiewochen in Lindau (Leitung: Ernst Speer). Bis zum Mauerbau, mit Ausnahme des Jahres 1953 (eine Folge des Volksaufstands am 17. Juni) nehmen hieran regelmäßig auch Psychotherapeuten aus der DDR teil (Hans Walther Crodel, Kurt Höck, Helmut Kleinsorge, Gerhard Klumbies, Christa Kohler, Hans Marchand, Margit Wendt, Harro Wendet u. v. a.).
1950
28. Juni – 4. Juli: Pawlow-Konferenz in Moskau und ihre Nachwirkungen
1950
September: Publikation „Das Herz im Orgasmus“
Gerhard Klumbies und Hellmuth Kleinsorge publizieren in der Zeitschrift „Medizinische Klinik“ ihre psychophysiologische Studie „Das Herz im Orgasmus“ – die einzige deutsche Forschungsarbeit, die im US-amerikanischen Kinsey-Report „Das sexuelle Verhalten der Frau“ (1953) erwähnt wird.
18.09.1950
Beschluss Mitgliederversammlung DGPT
Einem Beschluss der in Braunschweig tagenden Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie und Tiefenpsychologie (DGPT) folgend (18.09.1950): keine Aufforderung zum Beitritt für Mitglieder aus der Ostzone.
19.10.1950
Herbert Weigel tritt aus der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) aus
1951
Mai
Gründung der Abteilung für Psychotherapie am 01. Mai an der Großpoliklinik Nord (Leipzig) durch Alexander Beerholdt.
Robert Havemann veröffentlicht in der Zeitschrift „Einheit“ stark ideologische Kritik der Psychoanalyse.
Richard Heidrich hält an der Charité-Nervenklinik fakultative Vorlesung „Autogenes Training“ für Medizinstudierende.
1951
2. Jahreshälfte: Eröffnung einer ambulanten Psychotherapie-Abteilung an der Medizinischen Universitätspoliklinik Jena
Erste Versuche mit der Pawlow‘schen Schlaftherapie in Jena (Gerhard Klumbies, Hellmuth Kleinsorge) und Halle (Hans Walter Crodel).
17.12.1951
Dietfried Müller-Hegemann übernimmt die kommissarische Leitung der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universität Leipzig
Der Hirnforscher Richard Arwed Pfeiffer gibt (widerwillig) die Leitung der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universität Leipzig an Dietfried Müller-Hegemann, bleibt jedoch zunächst in der Klinik und betreibt eine Privatstation in der Emilienstraße, die als Standort der geplanten Psychotherapie-Abteilung vorgesehen ist.
1952
Ausgewählte Publikation des Jahres
- „Die Psychotherapie bei schizophrenen Prozessen“ von Dietfried Müller-Hegemann im Hirzel-Verlag, Leipzig, erscheint basierend auf seiner Habilitationsschrift von 1951
1952
5. – 10. Mai: Vorträge von Gerhard Klumbies auf der „Lindauer Psychotherapiewoche“
Gerhard Klumbies hält auf der „Lindauer Psychotherapiewoche“ Vorträge über psychophysiologische Forschungen und internistische Psychotherapie.
21.06.1952
Rationale Psychotherapie
Dietfried Müller-Hegemann propagiert seine „Rationale Psychotherapie“ auf der Tagung der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie in Leipzig
1952
Juli: Weggang Richard Arwed Pfeiffers aus Leipzig
Richard Arwed Pfeiffer verlässt nach seinem Rücktritt als Leiter der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universität Leipzig endgültig die Klinik (siehe 17.12.1951).
Gründung einer Psychotherapie-Abteilung an Leipziger Universitätsklinik 
1953
15. – 16. Januar: Pawlow-Tagung in Leipzig mit 1800 Teilnehmenden
Verabschiedung der „wichtigsten Leitsätze zur Pflege und Nutzbarmachung der Pawlow’schen Errungenschaften in der Deutschen Demokratischen Republik“. Etablierung einer staatlichen Pawlow-Kommission, welche die Lehre Pawlows in der DDR durchsetzen soll. Als Psychotherapeuten werden Alexander Mette, Dietfried Müller-Hegemann und später Alfred Katzenstein berufen. Walter Hollitscher prangert die Lehre Freuds als wissenschaftsfeindlich und antihuman an.
05.03.1953
Tod von Josef Stalin
17.06.1953
Ein sich über fast die gesamte DDR erstreckender Volksaufstand wird mit Hilfe sowjetischer Panzer niedergeschlagen
1953
Beginn jährlicher Psychotherapie-Fortbildungslehrgänge in der Medizinischen Universitätspoliklinik Jena
1954
1. Jahreshälfte: Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft der Psychologen im Gesundheitswesen der DDR“
Hierin werden 30 in verschiedenen Bereichen des Gesundheits- und Sozialwesens psychodiagnostisch und psychotherapeutisch tätige Psychologen und Psychologinnen unter Leitung von Dr. Hans Szewczyk zusammengefasst.
1954
1. Jahreshälfte: Arbeitstagung über „kortiko-viszerale Regulationen“ in Leipzig
Frühjahr: Alexander Mette erhält Professur 
1955
Ausgewählte Publikation des Jahres
- „Zur Psychologie des deutschen Faschisten“ von Dietfried Müller-Hegemann, das Buch ist innerhalb weniger Wochen vergriffen
27.03.1955
Erste staatliche Jugendweihe
Die erste staatlich organisierte Jugendweihe „zur Unterstützung der kommunistischen Erziehung der Jugend im 8. Schuljahr“ findet in Ost-Berlin statt. Die Jugendweihe soll die Konfirmation/Firmung der christlichen Kirchen ablösen.
01.06.1955
Karl Leonhard nimmt Professur in Erfurt an
Karl Leonhard nimmt von Frankfurt am Main aus eine Professur für Psychiatrie und Neurologie an der Medizinischen Akademie Erfurt an und beginnt seine „Individualtherapie der Neurosen“ zu entwickeln.
1955
Oktober / November 1955: Niederschlag des Volksaufstands gegen das kommunistische Regime in Ungarn
1956
XX. Parteitag des KPDdSU mit „Entstalinisierungs-Rede“ von Nikita Chruschtschow
1956
Kurt Höck übernimmt die Leitung der Psychotherpie-Abteilung des Hauses der Gesundheit Berlin
Höck beginnt mit der Gruppenpsychotherapiearbeit.
1956
Alexander Mette wird Leiter der Hauptabteilung Wissenschaft im Ministerium für Gesundheitswesen
1956
Publikationen von S. Freud werden veröffentlicht
Die Aufsätze „Die Natur des Menschen Sigmund Freud“ (Arnold Zweig) und „Das Motiv der Kästchenwahl“ (Sigmund Freud) erscheinen im Maiheft der Zeitschrift „Neue Deutsche Literatur“; es sind bis 1981 die letzten Publikationen mit Texten Freuds innerhalb der DDR.
1957
Ausgewählte Publikation des Jahres
- „Psychotherapie. Ein Leitfaden für Ärzte und Studierende“ von Dietfried Müller-Hegemann im VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin (zugleich das erste Psychotherapielehrbuch der DDR)
Karl Leonhard nimmt Ruf an die HU Berlin an 
1958
Alexander Mette wird Mitglied des Zentralkomitees der SED
01.01.1959
Inkrafttreten des Gehaltsabkommen für Hochschulkader
Das „Gehaltsabkommen über die Vergütung für Hochschulkader „„Gleichstellung aller Akademiker“ im Gesundheitswesen“ tritt in Kraft.
1959
Ausgewählte Publikation des Jahres
- „Psychotherapie in Klinik und Praxis“ von Hellmuth Kleinsorge & Gerhard Klumbies im Urban & Schwarzenberg Verlag, München
1959
Frühjahr: Eröffnung einer psychotherapeutischen Abteilung an der Charité
Die Abteilung hat zunächst 50 Betten und wird an der Nervenklinik der Charité unter Karl Leonhard eröffnet
10.07.1959
Serienproduktion des Trabis beginnt
Der Kleinwagen-Zweitakter „Trabant“ mit Kunststoff-Karosserie („Rennpappe“) wird bis 1991 über drei Millionen Mal hergestellt. Die Wartezeit ab Bestellung beträgt 12 bis 15 Jahre.
19.07.1959
Anna Freud schreibt einen letzten Brief an Arnold Zweig in die DDR
In der langjährigen Korrespondenz fordert sie A. Zweig unter anderem auf, über die Freundschaft zwischen ihm und Sigmund Freud zu schreiben. Das Werk „Freundschaft mit Freud: Ein Bericht“ erscheint erst 1996 (lange nach Zweigs Tod). Referenz: Zweig, A. & Bernhard, J. (1996) Freundschaft mit Freud ein Bericht (1. Aufl.) Aufbau-Verl.
1959
5. – 8. November: VIII. Fortbildungslehrgang in Jena
VIII. Fortbildungslehrgang in Psychotherapie der Medizinischen Universitätspoliklinik (Psychotherapie in der inneren Medizin) Jena mit ca. 70 Teilnehmenden (Leitung: H. Kleinsorge)
Die Themen:
- „Rationale Psychotherapie“ mit „Ruhehypnose und Autogenem Training“ sowie Einbezug der „Traumanalyse“ (Ronald Hofmann und Gerhard Klumbies)
- „Wartegg-Zeichentest“, „Rorschach-Deutetest“, „Katathymes Bilderleben“ und „Hypnose“ (Berthold Bauer)
- zur Problematik der Gruppenpsychotherapie (Kurt Höck)
22.11.1959
Die erste Folge von „Unser Sandmännchen“ wird ausgestrahlt.

Phase 3 – 1960–1969
Beginnende Institutionalisierung
Die 1960er-Jahre sind vorrangig von einer zunehmenden Institutionalisierung der bestehenden psychologischen Fachgebiete geprägt. Dies lässt sich anhand der Gründung der Gesellschaft für ärztliche Psychotherapie (GÄP) der DDR im Jahr 1960 markieren. Diese Gesellschaft war vor allem für die institutionelle Verankerung und Interessenvertretung der Psychotherapie im DDR-Gesundheitswesen relevant. So sorgte die GÄP für die Organisation des wissenschaftlichen Austauschs durch regelmäßig stattfindende Fachkongresse aber auch für die Implementierung von psychotherapeutischer Aus- und Weiterbildung.
Neue Therapieverfahren wurden in den 1960er von unterschiedlichen Akteuren und an verschiedenen Institutionen erarbeitet. Am psychologischen Institut der Humboldt-Universität (Berlin) etablierten Johannes Helm und später Inge Frohburg die DDR-Gesprächspsychotherapie durch enge Verbindungen mit Reinhard und Annemarie Tausch in Hamburg. Eine besondere Stellung in den 1960er Jahren nahm die Einführung der Intendiert-Dynamischen-Gruppenpsychotherapie (IDG) durch Kurt Höck als zentrales Therapieverfahren ein. Ausgehend vom Haus der Gesundheit verbreitete sich diese Methode in alle Bezirke der DDR. Es bildeten sich Selbsterfahrungskommunitäten, deren Ziel in der Vermittlung dieses neuen Verfahrens lag und die so zu einem etablierten Konzept der psychotherapeutischen Aus- und Weiterbildung der DDR wurden.
1960
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Schlaftherapie als Hilfsmittel bei der Behandlung von Neurosen“ von Harro Wendt (Habilitationsschrift)
- „Kritische Betrachtungen zur neueren Psychoanalyse“ von W. König (Vordiplomarbeit)
21.03.1960
Der „Schwarze Kanal“ hat Premiere.
Die politisch-agitatorische Sendereihe von Karl-Eduard von Schnitzler hat ihre letzte Sendung am 30.10.1989.
1960
April: Psychotherapiewoche in Lindau
30 an der Gruppenpsychotherapie Interessierte aus der DDR nehmen an der Psychotherapiewoche in Lindau teil.
1960
9. – 10. Juni: Tagung der Medizinisch-Wissenschaftlichen Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie in Leipzig
Gründung der Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie (GÄP) 
15.09.1960
Aufbau der Musiktherapie in Leipzig 
1961
Kurt Höck wird Bezirksarzt von Ostberlin 
1961
Neugründung des „Instituts für Psychologie“ an der FSU Jena
Der Neugründung folgt die Etablierung einer eigenständigen sozialpsychologischen Forschungsrichtung durch Hans Hiebsch und Manfred Vorwerg.
13.08.1961
Beginn Mauerbau
1961
4. – 5. Oktober: 1. Jahreskongress der GÄP
Rahmenthema: „Vegetativer Symptomenkomplex“ unter der Leitung von Dietfried Müller-Hegemann.
Konzeption und Etablierung der „Kommunikativen Psychotherapie“ unter Prof. Dr. Christa Kohler 
1962
21. – 23. Mai und 22. – 24. November: „Psychotherapeutisches Minimum“
Umsetzung eines zentralen Anliegens der GÄP: Einführung von psychotherapeutischen Grundkenntnissen in allen medizinischen Fachbereichen sowie Befähigung des ärztlichen Personals zur Anwendung eines „psychotherapeutischen Minimums“.
Dietfried Müller-Hegemann führt das „Psychotherapeutische Minimum“ in Leipzig im Mai 1962 ein, Harro Wendt in Uchtspringe im November 1962.
Gründung der „Gesellschaft für Psychologie der DDR“ 
19.10.1962
Friedhart Klix wird zum ordentlichen Professor und Institutsdirektor an der Humboldt-Universität zu Berlin berufen
19.10.1962
Institutionelle Neuordnung der Psychologie in der DDR
an den DDR-Universitäten, Spezialisierung der einzelnen Fachrichtungen in Richtung einer praxisnäheren fachrichtungsspezifischen Ausbildung. U. a. stärkere Ausrichtung auf Psychotherapie innerhalb der Fachrichtung Klinische Psychologie.
1962
28. – 29. November: 2. Jahreskongress der GÄP
mit internationaler Beteiligung in Leipzig inklusive Neuwahlen des Vorstands. Übergeordnetes Thema: „Suggestion und Hypnose“
04.12.1962
Erster staatlicher Intershop wird eröffnet.
Im Intershop kann nur mit Westwährung bezahlt werden, nicht mit DDR-Mark. Günstig angeboten werden Westwaren (und solche DDR-Produkte, die ausschließlich für den Export bestimmt sind). Ab 1974 ist es DDR-Bürgern gestattet, D-Mark zu besitzen.
1963
Entwicklung des Behandlungskonzept der „Dynamischen Einzeltherapie“
1963
Spezialisierung des Universitätsstudiums in der Fachrichtung Psychologie
Die universitäre Ausbildung zum Diplom-Psychologen soll einen stärkeren Praxisbezug erhalten und auf verschiedene Fachrichtungen (z. B. Klinische Psychologie) ausgerichtet werden.
1963
Niederschrift der „Rodewischer Thesen“
1963
28. – 30. November: Gemeinschaftskongress von GÄP
Gemeinschaftskongress von GÄP, Arbeitsgemeinschaft zum Studium nervaler Regulationen sowie der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie in Leipzig.
Karl Leonhard veröffentlich das Lehrbuch „Individualtherapie der Neurosen“.
1964
Publikationen verhaltenstherapeutischer Fallbeispiele in Fachzeitschriften
1964
Konzeption der ambulanten Psychotherapie
Vorstellung der theoretischen Konzeption einer ambulanten Psychotherapie durch Kurt Höck auf einer Tagung in Klink/Müritz.
Höck stellt die Konzeption der ambulanten Psychotherapie auf der Basis der Neopsychoanalyse Schultz-Henckes vor und gründet die Klinik Berlin-Hirschgarten („Mekka der Gruppenpsychotherapie in der DDR“; Geyer 2011).
Frühjahr: Eröffnung der Psychotherapeutischen Abteilung in Uchtspringe durch Harro Wendt 
15.04.1964
Vorträge zu Sigmund Freud
Arnold Zweig hält im Club der Kulturschaffenden in Berlin-Ost einen Vortrag über seine Freundschaft mit Sigmund Freud. Dagobert Müller referiert auf derselben Veranstaltung über die wissenschaftliche Leistung Freuds.
Juni: Anschluss einer Neurosenklinik an das Haus der Gesundheit in Berlin-Hirschgarten durch Kurt Höck 
26.05.1965
Symposium „Theoretische Grundprobleme der Psychotherapie“ in Berlin-Ost
1965
28. bis 29. Mai: 3. Jahreskongress der GÄP in Schwerin
Neuwahl des Vorstandes.
Christa Kohler übernimmt Leitung in Leipzig 
1965
November – Dezember: Hochseeklimakur auf Kreuzfahrtschiff
Der Internist und Psychosomatiker Hellmuth Kleinsorge (Schwerin, früher Jena) und der Dermatologe Karl Linser (Berlin) führen auf dem DDR-Kreuzfahrtschiff „MS Völkerfreundschaft“ eine Hochseeklimakur mit 450 Ekzematikern und Asthmakranken durch (zu den Azoren und den Kanaren). Das Verlassen des Schiffes wird den Teilnehmenden nicht gestattet.
Fachliches Personal: Barbara Graul, Helga Hess, Kurt Höck und Werner Ullmann.
Es werden Psychotherapeutische Explorationen, Autogenes Training sowie psychologische Tests durchgeführt. Die Ergebnisse finden für Forschungszwecke und Veröffentlichungen Anwendung.
Zugehörige Publikation: Linser, K., & Kleinsorge, H. (1969). Die Hochseeklimakur: Grundlagen, Probleme sowie klinische und psychologische Ergebnisse bei endogenem Ekzem und Asthma bronchiale. Barth.
1966
1966 – 1973: „Drüben“, ein Politmagazin des ZDF, berichtet über Politik, Wirtschaft, Kultur und Alltag in der DDR
1966
20. – 22. Januar: Internationales Symposium über Gruppenpsychotherapie in Berlin-Ost
Bemühungen Annelise Heigl-Evers, einen (Gesamt-)Deutschen Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik (DAGG) und eine gleichnamige Zeitschrift zu gründen; Beginn der Etablierung der „Intendiert dynamischen Gruppenpsychotherapie“
1967
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Neurosen-Ursachen und Heilmethoden“ von Hans Jürgen Eysenck & Stanley Rachman im Verlag der Deutschen Wissenschaften, Ostberlin. Das Buch gilt als „verhaltenstherapeutisches Standardwerk“ und wird erstmalig in deutscher Sprache in der DDR herausgegeben.
- „Gruppenpsychotherapie in Klinik und Praxis“ von Kurt Höck (Hrsg.) im VEB Gustav Fischer Verlag, Jena und Begründung der Intendierten Dynamischen Gruppenpsychotherapie
1967
17. – 18. März: Symposion der GÄP in Berlin-Ost zum Thema „Bewusstsein und Unbewusstes“
1967
5. – 7. Juni: 4. Jahreskongress der GÄP in Bad Elster unter Leitung von Hellmuth Kleinsorge
Neuwahl des Vorstandes.
1967
27. bis 28. Oktober: Symposium „Sozialismus, wissenschaftlich-technische Revolution und Medizin“
Veranstaltet durch das Zentralkomitee der SED
1967
November: Dissertationsverteidigung von Christoph Schwabe
Christoph Schwabe verteidigt seiner Dissertation mit dem Thema „Untersuchung über Entwicklung und Stand der Musiktherapie“ an der Philosophischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
1968
Entstehung einer ersten Arbeitsforschungsgruppe Gesprächspsychotherapie an der Humboldt-Universität zu Berlin
1968
17. – 19. April: 1. Weiterbildungslehrgang der Akademie für Ärztliche Fortbildung der DDR für Psychotherapeuten
Thema: „Diagnostische Methoden in der Psychotherapie“
1968
Mai: Selbsterfahrungsgruppe unter Jürgen Ott
Gründung einer psychoanalytisch orientierten Selbsterfahrungsgruppe an der Klinik für Neurologie und Psychiatrie der Medizinischen Akademie Erfurt unter Leitung von Jürgen Ott.
1968
23. – 29. Juni: 2. Kongress der Gesellschaft für Psychologie der DDR. Symposium „Psychologische Forschungsprobleme in der Psychotherapie“
1968
August: Beendigung des Prager Reformmodells eines „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“
1968
Ausgewählte Publikation des Jahres
- September: Lehrbuch „Kommunikative Psychotherapie“ von Christa Kohler im Gustav Fischer Verlag, Jena, in dem eine Distanzierung zu Pawlow zutage tritt.
12.10.1968
Nationales Olympisches Komitee (NOK) der DDR wird voll anerkannt
Nach der vollen Anerkennung des NOK der DDR durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) marschiert die DDR-Mannschaft ab 1972 (München) unter der DDR-Staatsflagge auf. Schon 1968 waren bei den Olympischen Spielen zwei getrennte deutsche Mannschaften angetreten, allerdings noch unter einer gemeinsamen schwarz-rot-goldenen Flagge mit olympischen Ringen.
1969
Gründung der Sektion Musiktherapie in der „Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie der DDR“ (GÄP)
sowie im Oktober Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Musiktherapie“ in der „Gesellschaft für Rehabilitation“.
1969
März: Erste internationale Tagung „Theorie und Methodik der Musiktherapie“
in Leipzig unter Leitung von Christa Kohler und Christoph Schwabe. Die Ergebnisse der Tagung werden 1971 veröffentlicht: Kohler, C. (1971). Musiktherapie : Theorie und Methodik; überarbeitete Beiträge einer wissenschaftlichen Konferenz. Fischer.
1969
Ausgewählte Publikation des Jahres
- Juni: Erstauflage des Buches „Musiktherapie bei Neurosen und funktionellen Störungen“ von Christoph Schwabe
1969
Erste privat organisierte Selbsterfahrungsgruppe
Geleitet von Jürgen Ott, Kurt Höck, Helga Hess u. a.
1969
9. – 11. Juni: 5. Jahreskongress der GÄP in Bad Elster
Gründung diverser Sektionen innerhalb der GÄP: Psychologie in der Medizin, Dynamische Gruppenpsychotherapie, Hypnose und autogenes Training, Musiktherapie, Kinderpsychotherapie.
1969
2. Jahreshälfte: Beginn des Forschungsprojektes „Nervale und psychische Störungen und Krankheiten“ beim Ministerium für Gesundheitswesen der DDR
Kurt Höck und Helga Hess übernehmen Leitung des Teilprojekts „Funktionelle und psychisch bedingte Störungen im Krankengut des ambulanten Gesundheitswesens“.
03.10.1969
Der Fernsehturm wird eingeweiht.
Mit dem Fernsehturm am Berliner Alexanderplatz errichtet die DDR das bis heute höchste deutsche Bauwerk (368 m). Bei Sonnenschein erscheint auf der stahlverkleideten Turmkugel durch Reflexion das christliche Symbol eines Kreuzes. Der Volkswitz deutet es als „Rache des Papstes“ an den gottlosen Erbauern.
1969
Dezember: Einführung der Ausbildung in der Gesprächspsychotherapie
an der der Humboldt-Universität zu Berlin unter der Leitung von Johannes Helm

Phase 4 – 1970–1979
Methodenentwicklung und Aufbaue der stationären Versorgung
Ab 1971 entstand der Plan die Psychotherapeuten der sozialistischen Länder für einen engeren Austausch gemeinsame Arbeitsgruppen bilden zu lassen. Dies wurde schließlich 1973 mit einem Symposium in Prag realisiert. Dadurch kamen die ostdeutschen Psychotherapeut*innen nicht nur mit ihren tschechischen Kolleg*innen in Kontakt, darunter (Vorname) Kratochwil, sondern auch mit (Vorname) Leder aus Warschau, (Vorname) Alexandrowicz aus Krakau, (Vorname) Kabanov (St. Petersburg) und (Vorname) Harmatta aus Budapest, die bis zum Ende des Ostblocks eine bedeutende Rolle in der Psychotherapieforschung einnahmen. Auf internationaler Bühne schaffte es die GÄP 1971 Mitglied der von Carl Gustav Jung gegründeten International Federation for Medical Psychotherapy (IFP) zu werden. Außerdem wurde eine Sektion soziotherapeutischer Methoden realisiert, die musik-, bewegungs-, schreib- und gestaltungstherapeutische Verfahren beinhaltete.
1966
1966 – 1973: „Drüben“, ein Politmagazin des ZDF, berichtet über Politik, Wirtschaft, Kultur und Alltag in der DDR
1970
Veranstaltungsreihe „Psychotherapiemethoden“ in Leipzig
Christa Kohler etabliert offene Veranstaltungsreihe „Psychotherapiemethoden“ über mehrere Monate hinweg im zwei-Wochen-Rhythmus in der Leipziger Universitätsabteilung für Neurosenforschung in der Karl-Tauchnitz-Straße 25 („KT“).
Einführung des „Katathymen Bilderlebens“ als Verfahren 
18.03.1970
Beginn einer Phase innerdeutscher Entspannung und »neuer Bonner Ostpolitik«
Treffen des Bundeskanzlers Willy Brandt mit DDR-Ministerpräsident Willi Stoph in Erfurt.
19.03.1970
Erfurter Gipfeltreffen: Willy Brandt in Erfurt.
1970
8. – 10. Oktober: Interdisziplinäre Arbeitstagung der Gesellschaft für Psychologie und der Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie der DDR
über „Forschungsmethoden und Forschungsergebnisse in der Psychotherapie“
30.10.1970
Vorstandssitzung der Sektion Autogenes Training und Hypnose
Protokoll der Vorstandssitzung der Sektion Autogenes Training und Hypnose: Würdigung des „vor kurzem verstorbenen Begründers des Autogenen Trainings J. H. Schultz“
1971
Erste postgraduale Ausbildungskurse in Gesprächspsychotherapie
1971
Mitgliedschaft der GÄP in der „International Federation for Medical Psychotherapy“ (IFP)
Die Erlaubnis und der Erhalt nötiger Devisenkontingente (im Budget des Generalsekretariats Medizinisch-Wissenschaftlicher Gesellschaften im Gesundheitsministerium) für die Mitgliedschaft der GÄP in der „International Federation for Medical Psychotherapy“ (IFP) erfolgt kurze Zeit später im Jahr.
1971
Etablierung einer Seelsorge-Ausbildung in der evangelischen Kirche
Der Theologe Siegfried Ringhandt setzt sich nach seiner Pensionierung für die Etablierung einer Seelsorge-Ausbildung in der evangelischen Kirche ein. In den 1960er Jahren hatte er als Studentenpfarrer in Berlin-Ost versucht, psychoanalytisches Wissen weiterzugeben und eine eigene Studentenberatung praktiziert.
1971
Pläne der SED, Psychotherapie zu politisieren und zu ideologisieren, stoßen auf Widerstand
Konferenz in Brandenburg, veranstaltet durch die Abteilung Gesundheitspolitik des ZK der SED. Widerstand gegen die Pläne der SED, Psychotherapie zu politisieren und zu ideologisieren.
Plan für eine Arbeitsgruppe der Psychotherapeuten der sozialistischen Länder durch die GÄP, Mitgliedschaft der GÄP in der Int. Federation for Medical Psychotherapy (IFP, Höck ab 1973 Mitglied des Präsidiums; Geyer 1987 Generalsekretär der IFP)
1971
Etablierung überregionaler „Problemfall-Seminare“ für psychologische und ärztliche Psychotherapeuten in Anlehnung an „Balint-Gruppen“
Die therapeutische Beziehung wie auch diagnostische Überlegungen stehen dabei im Mittelpunkt. Die Leitung der Seminare erfolgt zumeist durch erfahrene Therapeuten.
08.02.1971
Brandenburger Konferenz
8.-9. Februar: Die Abteilung Gesundheitspolitik des Zentralkomitees der SED veranstaltet eine zukunftsweisende Konferenz zur gesellschaftlichen Rolle von Psychiatrie und Psychotherapie in der DDR mit dem Titel „Fragen der ideologischen Situation in den Fachgebieten Psychiatrie/Neurologie und Psychologie“ mit 300 Teilnehmenden in Brandenburg.
1971
April: Erster Wochenlehrgang „Aktive Gruppenmusiktherapie“ der Sektion Musiktherapie in der Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie der DDR
1971
13. – 15. April: 6. Jahreskongress der GÄP in Magdeburg und Neuwahl des Vorstandes
14.04.1971
Diskussionen innerhalb des GÄP-Vorstandes
zum Plan, die Interessen der Psychotherapeuten der sozialistischen Länder in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zu bündeln
Ende April: Ausreise Dietfried Müller-Hegemanns 
1971
Juni: 8. Parteitag der SED
Walter Ulbricht tritt von seinen Ämtern zurück, Erich Honecker wird neuer Generalsekretär der SED und des nationalen Verteidigungsrates.
27.07.1971
Einrichtung eines Rubelkontos bei der deutschen Außenhandelsbank
Für die Begleichung der Mitgliedsgebühren in der IFP stehen nach Angabe des Gesundheitsministeriums keine Schweizer Franken zur Verfügung. Daraufhin erfolgt die Einrichtung eines Rubelkontos bei der deutschen Außenhandelsbank in Ostberlin.
1971
29. – 30. Oktober: 2. Tagung der Sektion Gruppenpsychotherapie
1971
8. – 17. Dezember: Erster Selbsterfahrungslehrgang der Sektion Gruppenpsychotherapie der GÄP zur Ausbildung in der Gruppenpsychotherapie
über einen Zeitraum von zehn Tagen
1972
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Neurosen. Ätiopathogenese, Diagnostik und Therapie“ von Kurt Höck (Hrsg.)
- „Psychotherapieforschung. Fragen – Versuche – Fakten“ von Johannes Helm & Inge Frohburg (Hrsg.) im VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin
- „Bewegungstherapie für funktionelle Störungen und Neurosen“ (mit Schallplatte) von Christa Kohler & Anita Kiesel im Barth-Verlag, Leipzig (erstes Buch über die Kommunikative Bewegungstherapie)
Erstellung der „Brandenburger Thesen“ 
1972
Erstmalige Durchführung von „Problemfallseminaren“ 
1972
2. Jahreshälfte: Gründung einer Psychotherapie-Station an der Nervenklinik der Universität Rostock unter Leitung von Frau Dr. Löbe
mit 24 Betten
Eröffnung der ersten tagesklinischen Psychotherapie-Abteilung 
1973
15. – 16. Februar: 3. Tagung der Sektion Gruppenpsychotherapie in Dresden
1973
13. – 15. März: Erstes Symposium der Psychotherapeuten der sozialistischen Länder in Prag
Es findet auf Initiative der psychotherapeutischen Sektion der psychiatrischen Gesellschaft der ČSSR statt.
1973
April: Lehrstühle medizinische Psychologie
Errichtung von Lehrstühlen für medizinische Psychologie an einigen ostdeutschen Universitäten nach einer Studienreform.
1973
25. – 27. April: 7. Jahreskongress der GÄP in Erfurt und Neuwahl des Vorstandes
1973
Juli: Entwicklung eines „Gestuften Systems der Psychodiagnostik und Psychotherapie“
Beteiligte u. a. Kurt Höck und Werner König
Dazu:
- Höck, K., Hess, H. (1975). Der Beschwerdenfragebogen (BFB) – ein Siebtestverfahren der Neurosendiagnostik für Ärzte und Psychologen. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften.
- Höck, K., Hess, H. (1976). Der Verhaltensfragebogen (VFB) – ein ergänzendes Siebtestverfahren der Neurosendi agnostik für Ärzte und Psychologen. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften.
- Höck, K. (1977). Die intendierte dynamische Gruppenpsychotherapie innerhalb des abgestuften Systems der Diagnostik und Therapie neurotisch-funktioneller Störungen. Dissertation zur Promotion B (Habilitationsschrift). Berlin.
- Psychogene Störungen sollen bereits in medizinischer Grundversorgung erkannt werden
- Psychotherapie als eigenständige therapeutische Spezialdisziplin weiterentwickeln und Teil von Komplextherapie ausgewählter Störungsformen
06.07.1973
Beschluss der GÄP
Unter Leitung von Kurt Höck beschließt der Vorstand der GÄP, mit Kollegen eine Konferenz über die Verantwortlichkeiten für die einzelnen Regionen/Bezirke der DDR durchzuführen. Beginn einer systematischen Regionalarbeit in der DDR, bis Ende 1976 werden 13 Regionale Arbeitsgemeinschaften aufgebaut.
1973
28. Juli – 5. August: X. Weltfestspiele in (Ost-)Berlin
1974
Regionalgesellschaften und Arbeitsgemeinschaften
In den 15 Bezirken der DDR entstehen bis Ende der Dekade 13 Regionalgesellschaften und Arbeitsgemeinschaften, um die Ärzte in der Grundversorgung direkter mit psychotherapeutischen Grundkursen und Balintgruppen zu erreichen.
01.01.1974
Autokennzeichen „DDR“
DDR-Kraftfahrzeuge sind nicht mehr mit dem bisherigen internationalen Kennzeichen „D“ (für Deutschland) sondern mit „DDR“ gekennzeichnet.
1974
Beginn der Ausbildung von Klinischen Psychologen an der Sektion Psychologie der Karl-Marx-Universität Leipzig
1974
23. – 25. Januar: Internationales Ostsee-Symposium für Klinische Psychologie der Gesellschaften für Psychologie
1974
2. – 5. April: Tagung der GÄP in Schloss Reinhardsbrunn
Thema: „Symptomwandel bei neurotischen Erkrankungen“
1974
13. – 25. Mai: Beginn der ersten systematischen „Ausbildungskommunität für Gruppenpsychotherapie“ in Klein-Pritz (Mecklenburg)
22.06.1974
Fußballländerspiel DDR gegen BRD bei der WM
Im einzigen deutsch-deutschen Fußballduell besiegt in der Vorrunde der WM die DDR-Mannschaft den späteren Weltmeister mit 1:0. Das Siegestor schießt Jürgen Sparwasser (26). 1988 siedelt er in die Bundesrepublik über.
1974
23. – 26. Oktober: Sektion Autogenes Training und Hypnose
Die Sektion Autogenes Training und Hypnose der GÄP führt einen ersten Übungs- und Selbsterfahrungskurs durch.
1974
November 1974: Peter Wruck wird in Rostock neue Stationsleitung der Psychotherapeutische Station der Wilhelm-Pieck-Universität
Er bietet eine ambulante Einzel-Langzeittherapie nach neoanalytischem Konzept an.
1974
November: X. Tagung der Medizinischen Gesellschaft der DDR zum Studium der Lebensbedingungen und der Gesundheit
1975
Ausgewählte Publikation des Jahres
- „Psychotherapie in Sozialistischen Ländern“ von Milan Hausner, Stanislav Kratochvil und Kurt Höck im VEB Georg Thieme Verlag Leipzig
1975
Gründung neuer Arbeitsgemeinschaften in der Gesellschaft für Psychologie der DDR
- „Partnerschafts- und Familientherapie“
- „Rehabilitationspsychologie“
1975
6. – 9. Januar: Beschluss „Grundkurs Allgemeine Psychotherapie“ für Allgemeinmediziner
Die Konferenz der Regionalbeauftragten der GÄP in Bad Freienwalde einigt sich auf das Lehrprogramm „Grundkurs Allgemeine Psychotherapie“ für Allgemeinmediziner.
23.06.1975
Gründung weiterer thematischer Arbeitsgemeinschaften in der Gesellschaft für Psychologie und Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie der DDR
- „Gesprächspsychotherapie“
- „Verhaltenstherapie“
01.01.1976
Forschungsprojekt „Psychonervale Störungen“ wird bis 1980 weitergeführt
Klaus Weise führt den Teilbereich „Funktionelle und psychisch bedingte Krankheiten und Störungen“ innerhalb des vom Gesundheitsministerium geförderten Forschungsprojektes „Psychonervale Störungen“ bis 1980 weiter.
1976
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Klinisch-psychologische Forschungen. Ergebnisse und Tendenzen“ von Johannes Helm, Hans-Dieter Rösler und Hans Szewczyk (Hrsg.) im VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin
- „Neurosenlehre und Psychotherapie“ von Kurt Höck & Werner König im Fischer-Verlag Jena
- „Fibel für Autogenes Training“ von Werner König, Gerhard di Pol und Gerhard Schaeffer im Fischer-Verlag Jena
Entwicklung „Abgestuftes System der Diagnostik und Therapie neurotisch-funktioneller Störungen“ 
1976
Sektionierung psychiatrischer Betreuungseinrichtungen an der Psychiatrischen Klinik der Karl-Marx-Uni Leipzig
1976
Psychodynamisch orientierte Psychotherapie an der Charité
In der Psychotherapeutischen Abteilung der Charité in Berlin kommt es zur praktischen Anwendung psychodynamisch orientierter Psychotherapie.
1976
2. Jahreshälfte: Konzept für Seelsorge-Ausbildung in der Evangelischen Kirche
Der Leiter des Diakonischen Qualifizierungszentrums beim Diakonischen Werk der Evangelischen Kirchen, Pfarrer Wilfried Schulz, konzipiert gemeinsam mit Werner Becher und Infrid Tögel eine Seelsorge-Ausbildung in der Evangelischen Kirche.
Juli: Habilitationsverteidigung von Christoph Schwabe 
01.08.1976
Triumph bei Olympia
Im Medaillenspiegel der Olympischen Sommerspiele von Montreal belegt die DDR hinter der UdSSR und vor den USA den zweiten Platz. Gleiches wiederholt sich 1988 bei den Sommerspielen in Seoul. Zur Steigerung ihres internationalen Ansehens fördert die DDR intensiv Leistungssportler, z. T. auch mit Doping.
06.11.1976
Wolf Biermann wird ausgebürgert
Der regimekritische Sänger darf nach einem Gastspiel in Köln nicht in die DDR zurückkehren. Er wird ausgebürgert. Zahlreiche weitere DDR-Schriftsteller und Künstler protestieren und verlassen z. T. das Land.
1976
8. – 10. November: 8. Jahreskongress der GÄP in Dresden
mit internationaler Beteiligung sowie Neuwahl des Vorstandes.
Veröffentlichung der „Prager Thesen der Psychotherapeuten der sozialistischen Länder“
1977
Kaffeekrise
Es kommt zu Versorgungsschwierigkeiten mit Kaffee.
1977
Ausgewählte Publikation des Jahres
- „Kritik der Psychoanalyse und biologistischer Konzeptionen“ von Walter Friedrich (Hrsg.), mit Beiträgen von Lucien Seve, Siegfried Kätzel, Walter Hollitscher und Walter Friedrich im Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin
10.03.1977
Gründung der „Regionalgesellschaft für Ärztliche Psychotherapie des Bezirkes Erfurt“
unter Leitung von Michael Geyer. Es entsteht damit die erste Regionalgesellschaft der DDR, Weiterentwicklung der Aus- und Weiterbildung inkl. Balint-Gruppenarbeit.
1977
25. – 28. Oktober: V. Kühlungsborner Arbeitstagung der Klinischen Psychologen
Johannes Helm verteidigt seine Habilitation zur Gesprächstherapie 
1978
Vorstandssitzung der GÄP
mit einer Fortführung der 1977 begonnenen Diskussion um die Psychoanalyse
1978
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Methodik der Musiktherapie und deren theoretische Grundlagen“ von Christoph Schwabe bei Johann Ambrosius Barth, Leipzig (Juni)
- „Gesprächspsychotherapie. Forschung – Praxis – Ausbildung“ von Johannes Helm im VEB Verlag der Wissenschaften, Berlin (2. Aufl. 1979, 3. Aufl. 1981) (November)
- „Psychologie im Gesundheitswesen“ von Werner König (4. Aufl. 1978) (November)
1978
1978 – 1979: Gründung einer Fallbesprechungsgruppe (Problemfallseminar) für Seelsorger
der DDR-Kirchen (Leitung: Wilfried Schulz und Infrid Tögel)
1978
10. – 11. April: Klausurtagung der Vorsitzenden der 13 regionalen Arbeitsgemeinschaften und Regionalgesellschaften der GÄP in Winterstein
14.04.1978
Bildung der Arbeitsgemeinschaft „Psychotherapeutisches Gespräch“
innerhalb der GÄP der DDR
1978
Frido Mann, Enkel des Schriftstellers Thomas Mann, kommt als Gastdozent für Psychologie an die Karl-Marx-Universität in Leipzig und lehrt auch als Gastdozent in Prag
Zuvor: Studium der Musik, Theologie, Philosophie und Psychologie
August: Verabschiedung der gesetzlichen Regelung des Zweitfacharztes für Psychotherapie 
1978
20. – 23. September 1978: „Karat“ gewinnt Grand Prix:
Beim Internationalen Schlagerfestival in Dresden erringt die Rockmusikgruppe mit ihrem Lied: „Über sieben Brücken musst du geh’n“ den ersten Preis. Es wird auch in Westdeutschland sehr populär, wo die Gruppe – ebenso wie andere DDR-Künstler – verschiedentlich auftritt.
21.11.1978
Gründung der „Regionalgesellschaft für Ärztliche Psychotherapie des Bezirkes Potsdam“
Es entsteht die zweite psychotherapeutische Regionalgesellschaft der DDR unter Leitung von Seefeldt.
„John-Rittmeister-Medaille“ 
1979
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Regulative Musiktherapie“ von Christoph Schwabe bei Gustav Fischer Verlag, Stuttgart/New York
- „Klinische Psychologie – Theoretische und ideologische Probleme“ von Johannes Helm, Hans Dieter Rösler und Hans Szewczyk (Hrsg.) im VEB Verlag der Wissenschaften der DDR, Berlin (2. Aufl. 1981)
- „Sozialpsychologie“ von Hans Hiebsch & Werner Vorwerg (Grundlagenlehrbuchprogramm der DDR)
1979
Zentrale Weiterbildungs-Veranstaltungen in Verhaltenstherapie sowie Selbsterfahrung in Leipzig (Christa Kohler)
Beginn der kontinuierlichen curricularen postgradualen Ausbildung in Gesprächspsychotherapie und Verhaltenstherapie 
1979
Inkrafttreten des Gesetzes und Implementierung des „Facharztes für Psychotherapie“ in Facharztausbildung
1979
Ablehnung des Vorschlages zur Gründung einer Sektion für Einzeltherapie
Vorschlag der GÄP, eine Sektion Einzeltherapie mit drei AGs zu gründen: Gesprächs-, Verhaltenstherapie und psychodynamische Psychotherapie, der nicht realisiert wurde
1979
Dokumentation von Höck: „30 Jahre Psychotherapie in der DDR“
1979
September: Einrichtung eigener Forschungsabteilung im Haus der Gesundheit Berlin unter Leitung von Dr. Helga Hess
1979
11. – 13. September: 9. Jahreskongress der GÄP in Leipzig (Leitung: Alfred Katzenstein) und Neuwahlen des Vorstandes
Helga Hess erhält den Rudolf-Virchow-Preis 
1979
17. – 19. Oktober: 3. Internationales Symposium der sozialistischen Länder für Psychotherapie in Leningrad
1979
17. – 19. Oktober: Beginn der offiziellen Seelsorge-Ausbildung in der evangelischen Kirche
16.11.1979
Gründung AG „Psychosomatische Gynäkologie und Geburtshilfe“
in der Frauenklinik der Medizinischen Akademie Magdeburg unter Leitung von Paul Franke
28.12.1979
Schneekatastrophe
72-stündiger Schneesturm im Norden der DDR, die Temperaturen stürzen um 30 Grad Celsius. Die Insel Rügen ist komplett von der Außenwelt abgeschnitten, Urlauber wie Einwohner sind „gefangen“.

Phase 5 – 1980–1989
Wege der Emanzipation
Im Jahr 1980 wurde der Weltkongress für Psychologie in Leipzig organisiert. In das psychotherapeutische System wurden zunehmend auch andere Techniken und Ansätze integriert darunter das Katathym-Imaginative Bilderleben von Heinz Hennig in Halle. Der Umgang mit der Psychoanalyse änderte sich in diesem Jahrzehnt zunehmend und eine offenere Diskussion über Perspektiven und Möglichkeiten von einigen Elementen der zuvor in großen Teilen abgelehnten Psychotherapieschule fand sukzessive statt. Bereits 1978 wurde der Zweitfacharzt für Psychotherapie in der DDR eingeführt. 1981 Jahre folgte die Einführung des Fachpsychologen der Medizin, der gleichberechtigt neben den ärztlichen Psychotherapeut*innen stand. Im Jahr 1989 folgte schließlich die Einführung des Erstfacharztes für Psychotherapie in der DDR.
Im Jahr 1982 bildete sich eine Sektion Dynamische Einzeltherapie unter Beteiligung maßgebender DDR-Psychotherapeut*innen darunter H. (Vorname) Wendt, (Vorname) Kerber, (Vorname) Kulawik, Hans-Joachim Maaz, Infried Tögel und (Vorname) G. Tscharntke. Im September 1987 fand das internationale Psychotherapiesymposium in Erfurt statt, an dem 250 westdeutsche Psychotherapeut*innen teilnahmen.
Im selben Jahr nahmen ostdeutsche Psychotherapeut*innen an der (internationalen) Tagung „18th Meeting der Society für Psychotherapy Research“ in Ulm teil und im Jahr 1988 dann an der „17th European Conference for Psychosomatic Medicine“ in Marburg.
Die GÄP benannte sich schließlich ab 1989 in „Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik und Medizinische Psychologie“ (GPPMP) um.
1980
Ausgewählte Publikation des Jahres
- „Psychotherapie – Integration und Spezialisierung“ von H. Hess, W. König und J. Ott im Gustav Fischer Verlag, Jena
1980
Beginn der postgradualen „Buckower Ausbildungskurse“ in Gruppentherapie
Die Benennung erfolgt entsprechend des Veranstaltungsortes Buckow (ca. 60 km entfernt von Berlin). Es handelt sich und eine ein- bis zweimal jährlich stattfindende Veranstaltung mit dem Ziel u. a. der Etablierung der Gesprächspsychotherapie als eigenständiges Verfahren in der DDR (neben der IDG).
Januar: Umbenennung der Psychotherapie-Abteilung am Haus der Gesundheit Berlin in „Institut für Psychotherapie und Neurosenforschung“ (IfPN) 
1980
1980er Jahre: Entwicklung des Konzeptes der „Psychodynamischen Einzeltherapie“
Entwicklung des Konzeptes der „Psychodynamischen Einzeltherapie“ sowie Durchführung diverser Weiterbildungen (auch mit internationalen Gästen (Psychotherapeuten), z. B. Eva Reich, USA; David Boadella, England/Schweiz) in der Körpertherapie, Gestalttherapie und Transaktionsanalyse, Integration der körpertherapeutischen und gestalttherapeutischen Methode in das Konzept der Intendiert Dynamischen Gruppentherapie (Maaz).
1980
21. / 22. Mai: Symposium in Berlin mit internationaler Beteiligung anlässlich des 65. Geburtstages Alfred Katzensteins
Thema: „Stellung und Aufgaben der Psychotherapie im sozialistischen Gesundheitsschutz“
1980
6. – 12. Juli: 22. Welt-Kongress für Psychologie in Leipzig
Aus Anlass des 100. Jahrestages der Gründung des ersten psychologischen Laboratoriums in Deutschland durch Wilhelm Wundt findet der 22. Welt-Kongress für Psychologie in Leipzig statt (Leitung: Friedhart Klix).
1980
August: Solidarność-Bewegung in Polen
Die erfolgreiche Solidarność-Bewegung in Polen stellt den Machtanspruch der kommunistischen Parteien im gesamten Ostblock in Frage. Für DDR-Bürger wird die Einreise in die Volksrepublik Polen dadurch praktisch unmöglich.
1981
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Psychotherapie und Grenzgebiete“ (Schriftenreihe, Nr. 1), Barth-Verlag, Leipzig (im Januar)
- „Flucht in die Wolken“ von Sibylle Muthesius (Pseudonym) mit einem Vorwort von Kurt Höck
1981
Im Jahr 1981: Beschluss des Vorstands der GÄP zur „Gesprächspsychotherapie“ und „Verhaltenstherapie“
Überführung der Thematischen Arbeitsgruppen „Gesprächspsychotherapie“ und „Verhaltenstherapie“ in Sektionen der Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie der DDR.
02.01.1981
Teilprojekt »Differentielle Untersuchungen zur Gruppenpsychotherapie« am Haus der Gesundheit
Dem Institut für Psychotherapie und Neurosenforschung (IfPN) am Haus der Gesundheit Berlin unter Federführung von Kurt Höck und Helga Hess wird das Teilprojekt „Differentielle Untersuchungen zur Gruppenpsychotherapie“ des Forschungsprojektes „Psychonervale Störungen“ des Gesundheitsministeriums für den Zeitraum 1981–1985 übertragen.
1981
Auftrag GÄP zur Formulierung eines eigenen Standpunktes zur Psychoanalyse
Inkrafttreten der gesetzlichen Regelung zur Einführung des „Fachpsychologen (in) der Medizin“ 
1981
Gründung des „Psychodiagnostischen Zentrums“ (PDZ) in Ostberlin
1981
07. – 08. Mai: Tagung zum 125. Geburtstag von Sigmund Freud in Bernburg
03.06.1981
Vorstandsitzung der GÄP
Gründung der Regionalgesellschaft der Nordbezirke (Neubrandenburg, Rostock, Schwerin) unter Leitung von G. Brandenburg
1981
X. Parteitag der SED
„Ministerratsbeschluss, Direktive des Ministeriums für Gesundheitswesen (4.8.1981)“, u.a. basierend auf den Ergebnissen des Projekts „Psychonervale Störungen“ unter Klaus Weise.
1982
Ausgewählte Publikation des Jahres
- Freuds Werk „Trauer und Melancholie“ wird von Franz Fühmann und Dietrich Simon im Verlag Volk und Welt, Berlin, herausgegeben (Essaysammlung).
1982
Gründung der Sektion „Dynamische Einzelpsychotherapie“
innerhalb der GÄP (Leitung: Harro Wendt)
1982
Beginn regelmäßiger gemeinsamer Seminare mit Psychotherapeuten aus Westdeutschland
In der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Diakoniewerks Halle starten unter Chefarzt Hans-Joachim Maaz regelmäßige gemeinsame Seminare mit Besuch westdeutscher und internationaler Psychotherapeuten (USA, Schweiz/England). Themen (bspw.): Körperpsychotherapie, Gestalttherapie, Transaktionsanalyse.
1982
2. – 4. März: 10. Jahreskongress der GÄP mit internationaler Beteiligung in Erfurt
23.03.1982
Bitte von Lothar Rohland an Michael Geyer
Lothar Rohland, Parteisekretär des Gesundheitsministeriums und Chef des Generalsekretariats der Medizinisch-Wissenschaftlichen Gesellschaften der DDR, bittet Michael Geyer in einem Brief, die Zusammenarbeit der sozialistischen Länder zu bewerten und Lösungen für die problematischen Fragen dieser Zusammenarbeit zu nennen. Wird von Michael Geyer als Einschüchterungsversuch gewertet und nur floskelhaft beantwortet.
08.06.1982
Sektion Dynamische Einzelpsychotherapie
Konstituierende Sitzung des Vorstandes der zu bildenden Sektion „Dynamische Einzelpsychotherapie“ (Leitung: Harro Wendt).
1982
26. – 29. Oktober: IV. Symposium der Psychotherapeuten sozialistischer Länder in Potsdam
1982
26. – 29. Oktober: Internationale William-Preyer-Tagung in Jena
1982
8. – 11. November: Erste wissenschaftliche Tagung zur Gesprächspsychotherapie in Ahrenshoop
1982
Dezember: Ein Psychotherapeut der Berliner Charité gibt sich als Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit den Namen „Sigmund Freud“
1983
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Psychotherapie bei somatischen Erkrankungen und Funktionsstörungen“ von Helmut Kulawik im Gustav Fischer Verlag, Jena
- „Forschung und Praxis in der Gesprächspsychotherapie“ von Inge Frohburg (Hrsg.) bei Gesellschaft für Psychologie der DDR, Berlin
- „Therapeutic Behavior Modification“ von Johannes Helm & Allen Eric Bergin (Hrsg.) im VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin
1983
Arbeitstagung der Sektion „Dynamische Einzelpsychotherapie“ zur „Psychotherapeutischen Traumbearbeitung“
1983
11. – 14. Januar: 6. Kongress der Gesellschaft für Psychologie der DDR
25.02.1983
Erste Arbeitstagung der Sektion Dynamische Einzelpsychotherapie
25.10.1983
Udo Lindenberg gibt sein einziges DDR-Konzert vor dem Mauerfall
Eingeleitet hat den Auftritt FDJ-Chef Egon Krenz – und zwar als „Friedenskonzert“, da der despektierliche Songtext Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“ SED-Chef Honecker verärgert hatte.
1983
November: Das „Telefon des Vertrauens“
Nach dem Vorbild des Moskauer Vertrauenstelefons wird das erste „Telefon des Vertrauens“ (TdV) der DDR durch den Sekretär der SED-Bezirksleitung Roland Wötzel und Kreisarzt Heinz Metzig der Stadt Leipzig, eingeführt. Genauso wie in Moskau erfolgt die telefonische Betreuung von 17-24 Uhr durch Psychologen.
Quelle: Grashoff, U. (2018). Suizidprävention per Anruf: staatliche Telefone des Vertrauens und kirchliche Telefonseelsorge in der DDR. In E. Kumbier, and H. Steinberg (Hrsg.) Psychiatrie in der DDR. be.bra Wissenschaftsverlag, Berlin.
Tod von Ehrig Warteggs 
1984
Ausgewählte Publikation des Jahres
- „Psychodynamische Kurztherapie“ von Helmut Kulawik in der Reihe „Beiträge zur Klinischen Neurologie und Psychiatrie“, herausgegeben von Karl Seidel im VEB Georg Thieme Verlag, Leipzig
1984
Einführung von Ausbildungsgängen für ärztliche und psychologische Psychotherapeuten
19. – 23. März: Einführung der Weiterbildung in „Dynamischer Einzeltherapie“ 
10.05.1984
Die Sowjetunion boykottiert die Olympiateilnahme in Los Angeles
19 Länder des Ostblocks schließen sich an, darunter die DDR. Die USA verweigerte ihre Teilnahme zuvor bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau.
1984
Juli: Begegnung von ost- und westeuropäischen Psychologinnen und Psychologen in Szeged (Ungarn)
im Rahmen von Internationaler Arbeitstagung
1984
Juli: Ausschluss des Psychologen Hans R. Böttcher aus der SED
1984
Oktober: Vortrag Christa Wolfs auf einer Tagung der Arbeitsgruppe für Psychosomatische Gynäkologie
Thema: „Krankheit und Liebesentzug – Fragen an die psychosomatische Medizin“
Oktober: Inge Frohburg führt einen Ausbildungskurs zur Gesprächspsychotherapie am Bechterew-Institut in Leningrad durch 
1984
10. – 12. Oktober: Internationales Psychotherapie-Symposium in Dresden
als „Erweiterte Sitzung des Vorstandes der International Federation for Medical Psychotherapie“ (IFP), unter anderem mit Carl Nedelmann, Wolfgang Senf, Elmar Brähler als Gästen
1985
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Das ärztliche Gespräch. Allgemeinpsychotherapeutische Strategien und Techniken“ von Michael Geyer im Verlag Volk und Gesundheit, Berlin, (2., überarb. Aufl. 1990) (Mai)
- „Traumbearbeitung“ von Harro Wendt (Hrsg.) in der Schriftenreihe „Beiträge zur Klinischen Neurologie und Psychiatrie“ hrsg. von Karl Seidel im VEB Georg Thieme Verlag, Leipzig (Juni)
1985
Habilitationsverteidigung Inge Frohburgs
Inge Frohburg verteidigt ihre Habilitation zur Gesprächspsychotherapie-Ausbildung an der Humboldt-Universität zu Berlin
1985
Beginn der Ära Gorbatschow
1985
26. – 28. März: 11. Psychotherapiekongress der GÄP mit internationaler Beteiligung in Neubrandenburg zum 25. Jahrestag der Gründung der GÄP
Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Katathymes Bilderleben (AGKB-DDR) Katathymes Bilderleben 
1985
Juni: Horst Kächele zu Gast an der Karl-Marx-Universität Leipzig
Der Psychoanalytiker und Psychotherapieforscher Horst Kächele (Ulm) ist zu Gast für einen Vortrag und Workshop zum Thema „Psychoanalyse heute“ an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Noch im gleichen Jahr können 50 Exemplare des gerade erschienenen, von Horst Kächele und Helmut Thomä verfassten „Lehrbuch der Psychoanalytischen Psychotherapie“, Bd.1 inoffiziell unter interessierten Kollegen in der DDR verteilt werden.
Horst Kächele kommt von nun an auch im privaten Rahmen jährlich zu Vorträgen und Seminaren nach Leipzig.
1985
14. – 17. Oktober: In Budapest findet das V. Symposium der Psychotherapeuten sozialistischer Länder statt
30.10.1985
Hanscarl Leuner erstmals zu Gast in der DDR
und hält an der Universitätsnervenklinik Halle Referate und Seminare zum Katathymen Bilderleben
01.01.1986
Letzte Initiierung des Forschungsprojektes „Psychonervale Störungen“ bis 1990
Für den Zeitraum bis 1990 wird das Forschungsprojekt „Psychonervale Störungen“ mit mehreren Teilprojekten für die Psychotherapieforschung sowie Schwerpunkten am Haus der Gesundheit (Höck) und der Abteilung für Psychotherapie und Neurosenforschung an der Karl-Marx-Universität (Geyer) ein letztes Mal initiiert.
1986
Ausgewählte Publikation des Jahres
- „Forschung und Praxis in der Gruppen-Gesprächspsychotherapie: Beiträge zur 2. Wissenschaftlichen Tagung der Sektion Gesprächspsychotherapie der Gesellschaft für ärztliche Psychotherapie der DDR, TAG Gesprächspsychotherapie der Gesellschaft für Psychologie der DDR, 14.-15.4. 1986 in Leipzig“ von I. Frohburg (Hrsg.), Gesellschaft für Psychologie der DDR.
1986
Jürgen Ott verlässt die DDR nach bewilligtem Ausreiseantrag
1986
14. – 16. April: Zweite wissenschaftliche Tagung zur Gesprächspsychotherapie in Leipzig
1986
29. – 30. April: Erweiterte Vorstandssitzung der GÄP
In deren Folge der Volkswirtschaftsplan 1986 bis 1990 erstmalig das Fachgebiet Psychotherapie enthält.
1986
24. – 29. August: 9. Internationaler Gruppenpsychotherapiekongress in Zagreb, Jugoslawien/Kroatien zum Thema „Entwicklungen und Übergänge in einer sich schnell veränderlichen Umgebung. Eine Herausforderung für Gruppentherapeuten“
1987
Ausgewählte Publikation des Jahres
- „Marxismus und Psychoanalyse: Eine ideologiegeschichtliche Studie zur Diskussion in Deutschland und der UdSSR, 1919-1933“ von Siegfried Kätzel im Deutschen Verlag der Wissenschaften, Berlin
1987
Einführung der Weiterbildung „Qualifikation in Psychotherapie für Fachärzte klinischer Disziplinen“
1987
Februar: Grundsatzrede Honeckers
Erich Honecker hält eine politische Grundsatzrede und vertritt die Überzeugung, die Perestroika Gorbatschows habe keine Bedeutung für die DDR mehr, da sich die 1970 begonnene Umorientierung in der Volkswirtschaft bereits bestens bewährt habe.
1987
Briefveröffentlichung von Arnold Zweig an Sigmund Freud
Anlässlich des 100. Geburtstages von Arnold Zweig werden in Heft 6/87 der Zeitschrift „Sinn und Form“ Briefe von Arnold Zweig an Sigmund Freud abgedruckt.
1987
28. – 30. Mai: Psychotherapiesymposium der Regionalgesellschaft des Bezirkes Potsdam
Thema: „Angst und Angstbewältigung als interdisziplinäres Problem und psychotherapeutisches Anliegen“ sowie Vortrag von Christina Schröder „Angst als Kernproblem der Neurose in der Entstehungsgeschichte der psychodynamischen Therapie“
29.07.1987
Die „Zeitschrift für Klinische Medizin“ bietet der GÄP die eigenständige Gestaltung eines Themenheftes „Psychotherapie“ an
1987
28. – 30. September: Internationales Psychotherapie-Symposium in Erfurt
Thema „Der Therapie- und Ausbildungsprozess. Forschung und Praxis“, an dem mehr als 250 westdeutsche und Westberliner Psychotherapeuten teilnehmen – das Symposium geht in der Folge als die „vorgezogene Wiedervereinigung der Psychotherapeuten“ in die Geschichte der Psychotherapie im Osten ein.
1987
Körperpsychotherapeutische Seminare
Hans-Joachim Maaz organisiert in Halle/Saale regelmäßige klinikinterne Seminare mit Körperpsychotherapeuten, zu denen u.a. auch Eva Reich und David Boadella kommen (siehe auch Internationales Psychotherapie-Symposium, Erfurt)
1987
Beginn einer Psychodrama-Ausbildung in Dresden mit westdeutschen Ausbildern vom Morenoinstitut Überlingen
(siehe auch Internationales Psychotherapie-Symposium, Erfurt)
1987
Oktober: Michael Geyer wird zum Generalsekretär der International Federation for Medical Psychotherapy (IFP) gewählt
1987
16. – 19. November: Experten-Tagung zur Gruppen-Gesprächspsychotherapie in Chorin
1988
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Psychotherapie-Ausbildung. Beitrag zur wissenschaftlichen Begründung von Zielstellungen, Inhalten und Methoden“ von Inge Frohburg in „Zeitschrift für Psychologie“, Suppl. 10
- „Gruppen-Gesprächspsychotherapie. Grundbegriffe“ von Raimund Ködel &Inge Frohburg (Hrsg.) bei Gesellschaft für Psychologie der DDR, Berlin
Beginn des Selbsterfahrungsangebots „Therapie für Therapeuten“ unter Hans-Joachim Maaz 
1988
11. – 15. Januar: In Ferch am Schwielow-See findet ein Balint-Leiter-Seminar statt
11.06.1988
Gäste aus der DDR folgen Einladung nach Wien zu einem Vortrag über „Entwicklung der Psychotherapie in der Deutschen Demokratischen Republik“
Werner König und Michael Geyer folgen einer Einladung Harald Leupold-Löwenthals, Direktor des Sigmund-Freud-Museums Wien und Vorstandsmitglied der IPA mit Zuständigkeit für den „Ostblock“ zu einem Vortrag in der Bibliothek des Sigmund-Freud-Museums über „Entwicklung der Psychotherapie in der Deutschen Demokratischen Republik“ mit dem bereits seit zehn Jahren Gespräche über die Entwicklung der Psychoanalyse in der DDR stattfinden. Ablehnung der IPA gegenüber einer provisorischen Mitgliedschaft einer ostdt. Gesellschaft.
28.09.1988
Symposium in Uchtspringe anlässlich des 70. Geburtstags Harro Wendts
08.11.1988
Konstituierende Sitzung der Sektion „Spezielle Psychotherapie“ in Berlin (Vorsitz: Christoph Seidler)
- neue Sektion als wissenschaftliche Heimat für Psychotherapie-Spezialisten (Fachärzte für Psychotherapie und spezialisierte Fachpsychologen in der Medizin)
- Auseinandersetzung mit übergreifenden Therapietheorien, Ausbildungstheorien und Forschungsansätzen
1989
Ausgewählte Publikationen des Jahres
- „Methodik des Psychotherapeutischen Einzelgesprächs“ von Michael Geyer im Barth-Verlag, Leipzig
- „Sigmund Freud – Hirnforscher, Neurologe, Psychotherapeut“ von Ingrid Kästner & Christine Schröder bei Johann Ambrosius Barth, Leipzig
Einführung des Facharztes für Psychotherapie als Erstfacharzt 
1989
17. – 19. Januar: 12. Jahreskongress der GÄP mit internationaler Beteiligung in Berlin
1989
11. – 13. Juli: Freud-Symposium „Geschichte und Gegenwartsprobleme der Psychotherapie“ in Leipzig
An der Karl-Marx-Universität Leipzig findet das Freud-Symposium „Geschichte und Gegenwartsprobleme der Psychotherapie“ statt, gemeinsam organisiert vom Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften des Bereiches Medizin (Thom, Schröder) und der Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik und Medizinische Psychologie (GPPMP, Geyer, König, Seidler, Maaz).
09.09.1989
Gründung der Bürgerbewegung „Neues Forum“
1989
14. – 15. September: Umbenennung der GÄP in „Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik und Medizinische Psychologie der DDR“ (GPPMP)“
1989
14. – 15. September: Vorstandsitzung der Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik und Medizinische Psychologie (GPPMP) in Straußberg
1989
Herbst: Mitgliederversammlungen mehrerer Gliederungen der GPPMP verständigen sich darauf, als selbständige Vereinigungen weiterzuarbeiten
09.10.1989
Demonstrationen in Leipzig
Rund 70.000 beteiligen sich an einem Demonstrationszug durch die Leipziger Innenstadt. Die Großdemonstration verläuft gewaltfrei.
27.10.1989
Mitgliederversammlung der AÄGP in Düsseldorf mit Gästen aus der DDR
Michael Geyer und Werner König nehmen als Gäste an der Mitgliederversammlung der AÄGP in Düsseldorf teil. Ein gemeinsames Symposium von GPPMP und AÄGP wird für 1990 geplant.
09.11.1989
Tag des Mauerfalls
1989
10. – 12. November: Eine größere Gruppe von DDR-Psychotherapeuten besucht den Kongress des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM) in Gießen
29.11.1989
Vorstandsitzung der GPPMP in Straußberg bei Berlin

Phase 6 – 1990–1995
Wende- und Nachwendezeit
Bereits ab 1990, d.h. noch vor dem offiziellen Beitritt in das westdeutsche Psychotherapiesystem, wurden die Strukturen und Regelungen der der BRD-Psychotherapierichtlinien in den neuen Bundesländern übernommen. DDR-Psychotherapeuten wurden damit vor die Problematik gestellt, wie die Integration in das bundesdeutsche Richtlinien-System gelingen konnte. Dieses System regelte welche psychotherapeutischen Verfahren von den Krankenkassen finanziert wurden. Im Zuge dessen kam es zu einem gewissen Anpassungsdruck besonders hinsichtlich der Anerkennung und Zulassung beruflicher Abschlüsse und Leistungen. Während sich nahezu alle wissenschaftlichen Fachgesellschaften mit dem Beitritt auflösten, existierte die GPPMP noch Jahre über den Beitritt hinaus.
1990
Rahmenkammergesetz
Beschluss des „Rahmenkammergesetzes“ – jedoch ohne Übernahme in den Einigungsvertrag
1990
8. – 13. Januar: Arbeitsgemeinschaft für Katathymes Bilderleben und imaginative Verfahren in der Psychotherapie
Die Arbeitsgemeinschaft für Katathymes Bilderleben und imaginative Verfahren in der Psychotherapie (AGKB) konstituiert sich in Reinhardsbrunn als DDR-Sektion der Internationalen Gesellschaft für Katathymes Bilderleben und imaginative Verfahren in Psychotherapie und Psychologie (IGKB). Beginn der Gründungen von psychoanalytischen Ausbildungsinstituten (Leipzig, später Jena, Berlin, Cottbus und Rostock).
27.01.1990
Tagung der neuen AG „Psychotherapie und Gesellschaft“
1990
März – September: „Strukturen“ der BRD werden in der DDR implementiert
- Kassenärztliche Vereinigungen und Ärztekammern werden auf Länderebene gegründet
- Staatliche Polikliniken werden infrage gestellt
- Ärzte und Psychologen bereiten ihre Niederlassungen vor
03.03.1990
Außerordentliche Mitgliederversammlung der GPPMP
29.03.1990
Gründung des „Sächsischen Weiterbildungskreises für Psychotherapie, Psychoanalyse und Psychosomatische Medizin e.V.“
15.04.1990
Inge Frohburg erhält einen Ruf als Vertretungsprofessorin des Lehrstuhls für Gesprächspsychotherapie am Psychologischen Institut III der Universität Hamburg
02.05.1990
Gründung des „Sächsischen Instituts für Psychotherapie und angewandte Psychoanalyse e. V.“ in Leipzig – zugleich das erste psychoanalytische Institut in der DDR
1990
Mai: Diskussionen der Kassenärztlichen Vereinigung und Ärztekammer um ärztliches Berufsrecht
Kassenärztliche Vereinigungen (KV) und Ärztekammern diskutieren die Angleichung an das zu erwartende bundesdeutsche ärztliche Berufsrecht und die westlichen Weiterbildungsverordnungen und -richtlinien
1990
Mai – Dezember: Juristisch unselbständige Regionalgesellschaften der GPPMP schließen sich zu Ländergesellschaften zusammen
30.05.1990
Gründung eines gemeinsamen Ausschusses der Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie (AÄGP) und der GPPMP
13.06.1990
Tagung des Weiterbildungsausschusses
Im Nachgang an diese Sitzung wird die sog. „12er-Kommission“ (von einigen auch „12er-Rat“ genannt, mit je sechs Mitglieder aus GPPMP und Berufsverband) gebildet, die vom Gesetzgeber als Sachverständigenkommission zur Beratung der KBV in strittigen Fragen der Qualifikation von Ost-Psychotherapeuten eingesetzt wird.
30.06.1990
Währungsunion von BRD und DDR
01.09.1990
Klinik für Psychotherapie und Psychosomatischer Medizin
Die Universität Leipzig verleiht der Abteilung für Psychotherapie und Neurosenforschung wieder den Status einer eigenständigen „Klinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin“.
1990
25. – 27. September: 3. Symposium der Sektion Dynamische Gruppenpsychotherapie
Die letzte psychotherapeutische Veranstaltung der DDR ist dem 70. Geburtstag von Kurt Höck gewidmet.
03.10.1990
Wiedervereinigung Deutschlands
05.10.1990
Außerordentliche Mitgliederversammlung der GPPMP
Der Satzungsvorschlag des Vorstandes, welcher die GPPMP als Dachverband korporativ angeschlossener, juristisch selbständiger Gesellschaften empfiehlt, wird gebilligt.
17.10.1990
Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses von GPPMP und AÄGP in Köln
Ein Zusammenschluss von GPPMP und AÄGP als „Deutsche Gesellschaft für Psychotherapie“ mit drei Sektionen (Ärzte, Psychologen, Assoziierte Mitglieder) wird diskutiert.
1990
26. – 28. Oktober: Gemeinsames Symposium von AÄGP und GPPMP
in der Alten Börse in Leipzig unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit
03.11.1990
Auflösung der „Gesellschaft für Psychologie der DDR“
28.01.1991
Vorstellung 12er-Kommission
Die 12er-Kommission wird durch den Vorstand der GPPMP allen Kassenärztlichen Vereinigungen der neuen Bundesländer in den neuen Bundesländern vorgestellt, wird daraufhin überall aktiv und unterstützt die Kassenärztlichen Vereinigungen in strittigen Fragen der Qualifikation von Ost-Psychotherapeuten (siehe 13. Juni 1990).
16.02.1991
Krisensitzung der 12er-Kommission
10.05.1991
Mitgliederversammlung GPPMP
Die Sektion Medizinische Psychologie der GPPMP löst sich anlässlich einer gemeinsamen Tagung mit der Gesellschaft für Medizinische Psychologie (GMP) auf.
29.05.1991
Konferenz der Vorsitzenden aller Gliederungen der GPPMP
30.06.1991
Auflösung der Akademie für Ärztliche Fortbildung (der DDR)
Juli: Michael Geyer wird offizielles Mitglied des PPP-Ausschusses der Bundesärztekammer 
06.07.1991
Gründung der Deutschen Gesellschaft für analytische Psychotherapie und Tiefenpsychologie (DGAPT)
1991
Dezember: GPPMP beginnt sich im gesamten Bundesgebiet zu etablieren
1992
4. – 5. September: 13. Jahreskongress der GPPMP
Er findet an der Universität Leipzig mit 300 Teilnehmern statt.
1992
Dezember: GPPMP
Die GPPMP verzeichnet ca. 300 Einzelmitglieder und ca. 2.000 Mitglieder, die den zwölf korporativ angeschlossenen, juristisch eigenständigen Gesellschaften und Verbände angehören.
11.09.1993
Mitteldeutsches Institut für Psychoanalyse Halle e. V.
Die „Sächsisch-Anhaltinische Gesellschaft für Psychotherapie und psychosoziale Arbeit e.V.“ löst sich auf bzw. wird Teil des neu gegründeten „Mitteldeutschen Institut für Psychoanalyse Halle e. V.“.
1993
13. – 18. September: 1. Weimarer Psychotherapiewoche
Sie wird mit 300 Teilnehmern nach dem Vorbild der westdeutschen Psychotherapiewochen Lindau und Langeoog veranstaltet (später, Erfurter Psychotherapiewoche).
31.05.1994
Rundbrief der GPPMP
Der Rundbrief der GPPMP informiert über die erfolgreiche Mitwirkung der Gesellschaft an der Gestaltung des Psychotherapeutengesetzes und die bevorstehenden Änderungen in der psychotherapeutischen Ausbildung sowie die Planung eines gemeinsamen Kongresses mit der AÄGP (1995, Geyer (2011), S.683-685).
26.04.1996
Neuausrichtung der DGAPT
als eine eigenständige analytische und tiefenpsychologisch orientierte Fachgesellschaft unter Vorsitz von Hans-Joachim Maaz, sowie Gründung weiterer Sektionen:
- Analytische Körperpsychotherapie
- Psychodynamische Einzeltherapie
- Das Weibliche in der Psychotherapie
- Männliche Identität in Psychotherapie und Gesellschaft