
Akteur

Doz. Dr. rer. nat. habil. Helga Hess
Diplom-Psychologin, Fachpsychologin der Medizin, Gruppenpsychotherapeutin
Helga Hess war als klinische Psychologin in der Psychotherapeutischen Abteilung im Haus der Gesundheit/Berlin, dem späteren Institut für Psychotherapie und Neurosenforschung (IfPN) von 1963 bis 1991 tätig. Sie war damit zugleich an den Intentionen seines Leiters, OMR Doz. Dr. Kurt Höck, intensiv beteiligt, ein „Abgestuftes System der Erfassung und Therapie von Neurosen“ als Zielstellung Psychotherapeutischer Versorgung im Rahmen des Gesundheitswesens der DDR zu schaffen. Während ihrer umfassenden Forschungstätigkeit widmete sie sich insbesondere der Methodenentwicklung in der Diagnostik neurotisch-funktioneller Störungen, der Abbildung des Phasenverlaufs sowie der Effektivität psychotherapeutischer Behandlungsprozesse in der Gruppenpsychotherapie.
Porträt
1940 | geboren in Breslau |
1958 | Abitur an der August-Hermann-Francke. Oberschule in Halle/Saale. |
1958-1963 | Studium der Klinischen Psychologie an der Humboldt-Universität Berlin unter dem Gestaltpsychologen Prof. Kurt Gottschaldt und dem Wahrnehmungspsychologen Prof. Friedhardt Klix sowie den Medizinern der Charité, u.a. den Professoren Leonhardt, Waldeyer, Rapoport, Grimm, Szewczyk, Tembrock. Die Diplomarbeit war eine informationstheoretische Arbeit zum Behaltenseffekt des Gedächtnisses. |
In der Psychotherapeutischen Abteilung des Hauses der Gesundheit erfolgte eine weitere, insbesondere therapeutische Ausbildung in tiefenanalytischer Exploration, autogenem Training und Hypnose, Kinderpsychotherapie, analytischer Einzeltherapie (mit zwei Fallanalysen), Gruppenpsychotherapie sowie Selbsterfahrung. Theoretische Grundlage war die Konzeption des Neopsychoanalytikers Schultz-Hencke. Neben wöchentlichen Theorie- und Fallseminaren für die gesamte Abteilung zählten zu den „Lehrdozenten“ insbesondere die Doktoren Ehrig Wartegg (bekannt durch seinen Zeichentest), OA Dr. Johannes Burkhardt, späterhin OA Dr. Werner König, Dipl. Psych. Projan, OÄ Dr. Handschuh, ÖÄ Dr. Israel (Tscharnke), ChA Dr. Kurt Höck. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter waren zur Forschung angehalten bzw. konnten nur an einer Fortbildungsveranstaltung bzw. einem Kongreß teilnehmen, wenn sie selbst einen eigenen Vortrag hielten. | |
1972 | Berufung zur Wissenschaftlichen Oberassistentin |
1976 | Promotion (HUB): „Entwicklung von Siebtestverfahren der Neurosediagnostik“; Virchowpreis der Medizin (für die Entwicklung der Siebtestverfahren: Beschwerdenfragebogen sowie Verhaltensfragebogen nach Höck und Hess, Beschwerdenfragebogen für Kinder und Kleinkinder nach Höck, Hess und Schwarz). |
1979-1990 | Lektorierung und ab 1987 Herausgabe der „Psychotherapieberichte, Institut für Psychotherapie und Neurosenforschung Berlin. Heft 1 – 41 |
1971-1991 | Verantwortliche Organisation und Diagnostikseminar in 8 Selbsterfahrungskursen unter Leitung von Kurt Höck, Co-Trainerin in zwei internationalen Selbsterfahrungsgruppen, zuletzt mit Czeslaw Czabala |
1986 | Oskar-Vogt-Preis der GäP der DDR für die Arbeiten zur Gruppenpsychotherapie der Forschungsgruppe |
1986 | Promotion B (nach der Wende als Habilitation anerkannt): „Untersuchungen zur Abbildung des Prozeßgeschehens und der Effektivität in der Intendierten dynamischen Gruppenpsychotherapie “ (HUB) |
Mitgliedschaften: Vorstand in der „Gesellschaft für Ärztliche Fortbildung“ (GäP) und später Vorsitzende der Sektion für Gruppenpsychotherapie (IDGP); Mitglied im „Forschungsprojekt für Psychonervale Störungen und Krankheiten“ des MfG; Vorstandsmitglied der Sektion Klinische Psychologie der Gesellschaft für Psychologie der DDR. Im Rahmen dieser Mitgliedschaften erfolgten Kongressreferate sowie Reisen, teilweise ins westliche Ausland, insbesondere jedoch ins sozialistische Ausland zur internationalen Zusammenarbeit. Westdeutsche Kontakte bestanden insbesondere zur Klinik von H. Enke/ Stuttgart und ab 1986 zur gruppentherapeutischen Forschung von V. Tschuschke. 1990 erfolgte nach der Wende noch eine konkrete Zusammenarbeit mit B. Strauß zur Bindungsforschung. |
Aktivitäten nach 1991 und der Schließung des IfPN in Berlin durch die Wende
- Leitende Psychologin, Supervision und Suchttherapeutin in der Psychiatrischen Klinik Haldensleben; Vorstand im Weiterbildungskreis für Psychotherapie (WBK) Sachsen-Anhalt; 1992 Dozentur und Vorlesung in Medizinischer Psychologie an der Med. Universität Magdeburg; Lehrtätigkeit für Psychologie an der Krankenpflegeschule Haldensleben; Dozentur an der Fachhochschule für Gesundheits- und Sozialwesen Magdeburg – insbesondere Selbsterfahrung und biografische Reflexion.
- 1997-2006: Niederlassung in eigner Praxis in Magdeburg. Supervision in Einzel- und Gruppentherapie. Mitglied im Berufsverband der Psychologen
Auswahl Publikationen bis 1989
Hess, H. (1976/1986): Siehe Promotionen A und B (Habilitation) Bibliothek Berlin sowie Psychother. Ber. HDG Berlin H. 32/85 und 33/85.
Hess, H.(1976). Diagnostik in der Gruppenpsychotherapie. in: Höck, K. (Hrsg.). Gruppenpsychotherapie. VEB Dt. Verl. Wiss. Berlin.
Hess, H. (1985). Sprechaktivität, Pulsfrequenzmessung sowie Methoden der subjektiven Bewertung des Gruppenprozesses – Soziometrie – Distanzerleben – Spannungserleben. in: Autorenkollektiv unter Leitung von K. Höck. Untersuchungen zur Phänomenologie und Erfassung der Wechselwirkungsprozesse im Verlauf der intendierten dynamischen Gruppenpsychotherapie. Ber. HdG Berlin H. Bd 30/85.
Siehe weitere Arbeiten in den Psychotherapieberichten, insbesondere Heft 6/1981; Heft 7/81-14;12/1982; Heft 16/83-34/88; Heft 39/88-40/88.
Auswahl Publikationen nach 1989
Hess, H. (1990): Affektive Beunruhigung als erlebnismäßiger Ausdruck der Dynamik im gruppentherapeutischen Veränderungsprozeß. in: Tschuschke, V., Czogalik D. (Hrsg.): Psychotherapie – welche Effekte verändern? Springer, S. 387-404 https://doi.org/10.1007/978-3-642-75461-6_20.
Tschuschke, V., Hess, H. und MacKenzie, K. R. (1991): Der Gruppenklimafragebogen (GCQ-S), in: Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik Bd. 26/
Hess, H. und Enke, H. (2006): Zur Geschichte der Ost-West-Kontakte in der Gruppenpsychotherapie, in: Psychosozial 29. Jg., Nr. 103, S. 13-19.
Hess, H. (2007). Gruppenpsychotherapieforschung in der ehemaligen DDR. in: 30. Jg., Bd. 107/1.
Hess, H. (2011): 12 Arbeiten insbesondere zur Entwicklung der Psychotherapie im Haus der Gesundheit sowie seiner Kongressaktivitäten. in: Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
H. (2023): O Mensch, mache Richtigkeit. in: Strauß, B. und Spitzer, C.: Psychotherapeuten und das Altern. Springer Verlag.