Wilhelm-Pieck-Universität Rostock

Psychotherapeutische Station

Die Psychotherapeutische Station, Teil der universitären Psychiatrieabteilung, wird ab 1974 unter der Leitung Peter Wrucks vorangetrieben. Mit der Einführung problemfallorientierter Seminare nach dem Balint-Modell ab 1983 sowie der Gründung des Psychoanalytischen Instituts (IPPMV) im Jahr 1990 entsteht vor Ort ein wichtiges Forum für Psychotherapie. In Rostock etabliert sich, mit aufgrund der Bemühungen des Kinderneuropsychiaters Prof. Dr. Gerhard Göllnitz, ein Standort zur Versorgung von Kindern. Durch Prof. Dr. Hans-Dieter Rösler wird das Laboratorium für Klinische und Entwicklungspsychologie in Rostock etabliert.

Die Medizinische Fakultät der Universität Rostock blickt seit ihrer Gründung 1419 auf mehr als 600 Jahre Geschichte zurück. Nach dem Ende des Nationalsozialismus mit Beteiligung an Zwangssterilisationen, der sog. „Euthanasie“ und der „T4-Aktion“ entsteht 1972 unter der Leitung von Dr. Löbe die Psychotherapeutische Station als Teil der psychiatrischen Abteilung mit Einzel- und Gruppengesprächen. Bis 1958 ist der Lehrstuhl für Psychiatrie zunächst in drei eigenständige Lehrstühle aufgeteilt: Psychiatrie, Neurologie und Kinderpsychiatrie. Letzterer steht dabei unter Leitung von Prof. Dr. Gerhard Göllnitz. Die Psychotherapeutische Station orientiert sich an der Gesprächspsychotherapie nach Rogers und Tausch. Ein Verfahrenswechsel hin zu neoanalytischen Behandlungsverfahren sowie der Intendierten Dynamischen Gruppenpsychotherapie (IDG) nach Kurt Höck erfolgt 1974 mit der Übernahme der Leitung durch Peter Wruck (bis 1987) mit 24 Betten. Für 1979 kann ein Bettenkontingent von 21 Betten ermittelt werden, ambulante Behandlungen gibt es zudem durch einen Psychologen in der Poliklinik.

Gegenseitige Fallsupervision von Ärzten und Psychologen in „Problemfallseminaren“, die sich am von Infrid Tögel und Harro Wendt adaptierten Konzept der Balint-Gruppen orientieren, finden ab 1983 unter Wrucks Leitung statt. Sie supervidieren gegenseitig ihre ambulanten psychodynamischen Einzelpsychotherapien. Im Laufe der Zeit wird diese Fallsupervision in ein Intervisionsformat umgewandelt. Im Juni 1990 gründen Psychoanalytiker der „Problemfallseminare“ das Psychoanalytische Institut (IPPMV) in Rostock.

Die Universitätsnervenklinik Rostock wird im Dezember 1995 in das Zentrum für Nervenheilkunde umgewandelt. Heute befindet sich in der „Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“ die universitäre Anlaufstelle für psychotherapeutische Behandlungen.

Quellen und Literatur

Haack, K. (2019). Zwangssterilisation und „Euthanasie“. Zur Beteiligung von Ärzten der Psychiatrischen und Nervenklinik Rostock an den Verbrechen an psychisch Kranken und Behinderten. In E. C. Reisinger & K. Haack (Hrsg.), Die Medizinische Fakultät der Universität Rostock – 600 Jahre im Dienst der Menschen, S. 332-345. Böhlau, Köln, Wien, Weimar.

Kumbier, E. (2019). Die Aufteilung des psychiatrischen Lehrstuhls 1958. Notwendige Fächerdifferenzierung oder politisches Kalkül. In E. C. Reisinger & K. Haack (Hrsg.). Die Medizinische Fakultät der Universität Rostock – 600 Jahre im Dienst der Menschen, S. 357-368. Böhlau, Köln, Wien, Weimar.

Universität Rostock. (o. D.). Rösler, Hans-Dieter. https://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00001419