Problemfallseminare

1973 wird unter Harro Wendt in Uchtspringe das erste Problemfallseminar (in Anlehnung an die westdeutschen Balint-Gruppen) durchgeführt. In diesem Rahmen können seither vorwiegend jüngere, psychotherapeutisch interessierte, aber relativ unerfahrene Ärzte und Psychologen bei problematischen Behandlungsfällen Beratung und Supervision von erfahrenen Kollegen bekommen. Die Seminare haben dabei eine stark leitungszentrierte Herangehensweise: ein erfahrener Psychotherapeut eröffnet durch Hinweise, Erläuterungen und Ratschläge neue Sichtweisen bei der Behandlung schwieriger Fälle, beantwortet Fragen und schult somit das psychosoziale Denken und Handeln der Zuhörerschaft.

Im Vergleich zur Balint-Gruppe oder Selbsterfahrungsgruppe, ist diese hierarchische Organisation ein großer Unterschied. Auch dass keine explizite Nutzung typisch psychoanalytischer Techniken (z. B. freie Assoziation) und nur eine geringe Anwendung gruppendynamischer Prozesse stattfindet, dafür aber ein sehr breites Spektrum von (insbesondere medizinischen) Themen bearbeitet wird, sind Unterschiede zur Arbeit in Balint-Gruppen.

Quellen und Literatur

Geyer, M., König, W. & Scheerer, S (2011). Die Arbeit der Regionalgesellschaften – Der Aufbau der Psychosomatischen Grundbetreuung und der regionalen Balint-Arbeit. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995, S. 203-214. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.