
Akteur

OMR Dr. sc. med. Kurt Höck (1920–2008)
Arzt und Wissenschaftler, Facharzt für Innere Medizin und für Psychotherapie
Kurt Höck war Wissenschaftler und Facharzt für Innere Medizin und Psychotherapie. Er gilt als Begründer der Intendiert Dynamischen Gruppenpsychotherapie. Diese entwickelte er am von ihm geleiteten Haus der Gesundheit in Berlin. Einige Jahre arbeitete Höck als Nicht-SED-Mitglied als Bezirksarzt in der Gesundheitsverwaltung. Er war in den 1970er Jahren zeitweise Vorsitzender der Gesellschaft für ärztliche Psychotherapie und entwickelte das zweistufige System der Diagnostik und Therapie neurotischer Störungen. Nach dem Mauerfall zog er sich in den Ruhestand zurück und verstarb im Jahr 2008.
Porträt
1920 | 5. September: Geburt in Körlin/Persante (Hinterpommern) in ein sozialdemokratisches und konfessionsloses Elternhaus |
1939-1945 | Medizinstudium und Promotion an der Universität Greifswald, während des 2. Weltkrieges Lazaretteinsätze |
1946 | Entlassung aus Kriegsgefangenschaft, anschließend internistische Facharztausbildung an der Charité und in Berlin-Buch |
1948 | Nebentätigkeit in eigener allgemeinärztlicher Privatpraxis in Berliner Laubenkolonie |
1949-1950 | Tätigkeit in psychologischer Beratungsstelle am Haus der Gesundheit Berlin |
1950 | Fortbildungskurs für Psychotherapie bei E. Kretschmer in Tübingen |
1950-1953 | Psychoanalytische Ausbildung bei H. Schultz-Hencke am Institut für Psychotherapie in Westberlin mit Lehranalysen bei Schneider und Schwidder, die Höck 1953 abbrach |
1950-1956 | Tätigkeit an Medizinischer Klinik der Charité unter Brugsch, nebenbei 2 Semester Studium der Psychologie am Berliner Institut für Psychologie unter Gottschaldt |
1956 | Übernahme der ärztlichen Leitung der Abteilung für Psychotherapie am Haus der Gesundheit Berlin auf Bitten Ehrig Warteggs zur Verhinderung der Schließung der Abteilung; Erste psychotherapeutische Behandlungsversuche mit Autogenem Training im gruppentherapeutischen Setting |
1957-1987 | Neben der Leitung der Abteilung für Psychotherapie Übernahme der ärztlichen Leitung des gesamten Hauses der Gesundheit Berlin; Mitglied und Vorsitzender der „Gewerkschaftsgruppe Ärzte Berlin“ |
1959 – 1966 | Inoffizielle Tätigkeit für die Staatssicherheit als IM „Oder“ – Zielrichtung Republikfluchten von Ärzten in die Bundesrepublik. Das MfS schätzt Höcks Einstellung zu seiner Spitzeltätigkeit als „sehr skeptisch“ ein. Höck erhält Präsente vom MfS. Ende der IM-Tätigkeit da „kein Bedarf“. |
1960 | Gründung der Gesellschaft für ärztliche Psychotherapie (GÄP) mit Höck als Gründungs- und Vorstandsmitglied |
1961-1963 | Bezirksarzt von Groß-Berlin, in diesem Amt v.a. beteiligt an der Bekämpfung der Ruhrepidemie in Berlin |
1963 | mehrmonatige Tätigkeit als Schiffsarzt auf der „Frieden“ (Indien), dadurch Ausscheiden aus politischem Amt als Bezirksarzt |
1964 | Eröffnung der Neurosenklinik Berlin-Hirschgarten als stationäre Psychotherapieabteilung des Hauses der Gesundheit |
1965 | Leitung eines Psychotherapieteams auf einer Hochseeklimakur auf der „MS Völkerfreundschaft“ für 450 Ekzem- und Asthmapatienten |
1966 | Veranstaltung des Internationalen Symposiums über Gruppenpsychotherapie unter der Leitung von Höck, A. Heigl-Evers und H. Enke, auf dem sich erstmals nach dem Bau der Berliner Mauer Psychotherapeuten aus DDR und BRD treffen |
1967 | Begründung der Intendierten Dynamischen Gruppenpsychotherapie (IdG) mit Veröffentlichung des Buches „Gruppenpsychotherapie in Klinik und Praxis“ |
1969 | Gründung der Sektion Dynamische Gruppenpsychotherapie innerhalb der Gesellschaft für ärztliche Psychotherapie (GÄP) mit Kurt Höck als 1. Vorsitzenden (bis 1986) |
1971 | Erstes gruppenpsychotherapeutisches Selbsterfahrungsseminar für Ärzte und Psychologen in Kooperation mit der Erfurter Selbsterfahrungsgruppe als zehntägiger Internatslehrgang in Bad Schandau mit ca. 40 Teilnehmenden, Leitung: Höck und J. Burkhardt |
1971-1973 | 2. Vorsitzender der Gesellschaft für ärztliche Psychotherapie (GÄP) |
1972 | Erstes gruppentherapeutisches Trainerseminar zur Schulung geeigneter Ausbilder für die späteren systematischen Ausbildungskommunitäten unter der Leitung von Höck, spätere Trainerseminare unter der Leitung von Höck, J. Ott und H. Urban |
ab 1973 | Mitglied des Präsidiums der »International Federation for Medical Psychotherapy« (IFP) |
1973-1976 | 1. Vorsitzender der Gesellschaft für ärztliche Psychotherapie (GÄP) |
1973 | Entwicklung des »abgestuften Systems der Diagnostik und Therapie neurotischer Störungen«; Entwicklung eines Soziogramms zur Beobachtung der Gruppendynamik mit H. Hess |
1974 | Beginn der ersten dreijährigen systematischen Ausbildungskommunität für Gruppenpsychotherapie in Klein-Pritz (Mecklenburg) unter der Leitung von Höck, J. Ott und H. Urban |
1975/76 | Entwicklung des Beschwerdenfragebogens (BFB) und des Verhaltensfragebogens (VFB) mit H. Hess als explorative diagnostische Siebtestverfahren |
1978 | Einführung des Facharztes für Psychotherapie als Zweitfacharzt (nach erster Facharztausbildung in innerer Medizin oder Psychiatrie/Neurologie); Anerkennung Höcks als Facharzt für Psychotherapie (erstmalig in der DDR) und Berufung zum Vorsitzenden der Zentralen Fachkommission an der Akademie für Ärztliche Fortbildung mit Beauftragung der Durchführung der Weiterbildung zum Facharzt für Psychotherapie |
1980 | Erhalt der John-Rittmeister-Medaille |
1984 | Internationales Psychotherapie-Symposium in Dresden unter dem Titel „Erweiterte Sitzung des Präsidiums der International Federation for Medical Psychotherapy“ unter wissenschaftlicher Leitung von Höck (als Präsidiumsmitglied), M. Geyer, F. Magnussens und W. König, u.a. zum Austausch mit wichtigen westdeutschen Vertretern der Psychoanalyse (DGPT) |
ab 1989 | Rückzug in den Ruhestand |
1995 | Verleihung der Ernst-von-Bergmann-Plakette durch die Bundesärztekammer für seine Verdienste in der psychotherapeutischen Fort- und Weiterbildung |
2008 | 29. November: Tod von Kurt Höck in Klein-Köris |

Auswahl Publikationen bis 1989
Höck, K. (1964). Psychotherapie einschließlich Psychagogik. Klink (Waren/Müritz). in: Hess, H. (Hrsg.), Zielstellung und Entwicklung der Psychotherapie in der DDR – ausgewählte Schriften von Kurt Höck anlässlich seines 65. Geburtstages, Bd. 31/85. Berlin: HdG Berlin, S. 9-35.
Höck, K. (Hrsg.) (1967). Gruppenpsychotherapie in Klinik und Praxis. Ergänzter Bericht des Internationalen Symposiums über Gruppenpsychotherapie in Berlin vom 20. bis 22.1.1966, VEB Gustav Fischer Verlag, Jena.
Höck, K. (1978). Berliner Psychotherapie – Entwicklung und Perspektive. in: Hess, H. (Hrsg.). Zielstellungen und Entwicklung der Psychotherapie in der DDR – ausgewählte Schriften von Kurt Höck anlässlich seines 65. Geburtstages, Bd. 31/85, Berlin: HdG Berlin, S. 78-94.
Höck, K. (1983). Praxis der dynamischen Gruppenpsychotherapie (Vol. 4). Leipzig: Johann Ambrosius Barth.
Höck, K., & Seidel, K. (Hrsg.). (1976). Psychotherapie und Gesellschaft. Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften.
Höck, K., Szewczyk, H., & Wendt, H. (Hrsg.) (1973). Neurosen: Ätiopathogenese, Diagnostik und Therapie. Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften.
Hausner, M., Kratochvil, St. & Höck, K. (1975). Psychotherapie in sozialistischen Ländern. VEB Georg Thieme Leipzig.
Höck, K. (1976). Gruppenpsychotherapie: Einführung und Aspekte. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin.
Höck, K. (1979). Psychotherapie in der DDR. Eine Dokumentation zum 30. Jahrestag der Republik.
Höck, K., Ott, J. & Vorwerg, M. (1981). Theoretische Probleme der Gruppenpsychotherapie. Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig.
Quellen und Literatur
Seidler, C. (2011). Die Geburt einer psychologischen Beratungsstelle aus der deutschen Tragödie. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 57-63). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Geyer, M. (2011). Ostdeutsche Psychotherapiechronik 1950–1959. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 90-95). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Geyer, M. (2011). Ostdeutsche Psychotherapiechronik 1960–1969. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 145-151). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Hess, H. (2011). Kurt Höck – seine Visionen und seine neoanalytische Sichtweise – Das Grundsatzreferat von Klink. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 165-169). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Hess, H. (2011). Psychotherapeutische Forschung im Haus der Gesundheit – Probleme, Anfänge und Entwicklung in den 1960er Jahren. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 172-176). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Geyer, M. (2011). Die Erfurter Selbsterfahrungsgruppe und ihr Einfluss auf die Psychotherapie der DDR. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 203-214). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Geyer, M. (2011). Ostdeutsche Psychotherapiechronik 1970–1979. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 245-256). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
König, W. (2011). Der Weg zum Facharzt für Psychotherapie. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 260-271). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Hess, H. (2011). Die Gründung der Sektion Dynamische Gruppenpsychotherapie und die Ausbildung in Gruppenselbsterfahrung. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 276-281). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Kruska, W. (2011) Kommunitäten oder »Lassen Sie sich ein, Widerstand ist zwecklos!«. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 281-286). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Hess, H. (2011). Die Herausbildung eines Institutes für Psychotherapie und Neurosenforschung (IfPN) mit Integration der Ambulanz, Klinik und Forschung. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 369-378). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
B., E. (2005). Geburtstage OMR Dr. sc. med. Kurt Höck. Deutsches Ärzteblatt, 102(34–35), 2333. https://www.aerzteblatt.de/archiv/pdf/81ab27f6-68ac-49f2-a9e7-4d63ad3b6aca
Hess, H. (2011). Die Forschung zur Gruppenpsychotherapie und Selbsterfahrung. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 288-292). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Geyer, M. & Böttcher, H. F. (2011). Das internationale Psychotherapie-Symposium in Dresden 1984 und der Beginn der Zusammenarbeit mit der DGPT. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995 (S. 616-620). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Sommer, P. (1997). Kurt Höck und die psychotherapeutische Abteilung am „Haus der Gesundheit“ in Berlin – institutionelle und zeitgeschichtliche Aspekte der Entwicklung der Gruppenpsychotherapie in der DDR. Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik, 33(2), 130-147.
Höck, K. (1978). Berliner Psychotherapie – Entwicklung und Perspektive. In: H. Hess (Hrsg.) Zielstellungen und Entwicklung der Psychotherapie in der DDR: ausgewählte Schriften von Kurt Höck anläßlich seines 65. Geburtstages.
Höck, K. (1973). Das abgestufte System der Diagnostik und Therapie neurotischer Störungen. In: H. Hess (Hrsg.) Zielstellungen und Entwicklung der Psychotherapie in der DDR: ausgewählte Schriften von Kurt Höck anläßlich seines 65. Geburtstages.
Höck, K. (1979). Psychotherapie in der DDR: Entwicklung – Bedeutung – Ausbildung. In: H. Hess (Hrsg.) Zielstellungen und Entwicklung der Psychotherapie in der DDR: ausgewählte Schriften von Kurt Höck anläßlich seines 65. Geburtstages.