Phase 1 – 1945-1949
Wiederaufbau des Gesundheitssektors
Mit Kriegsende 1945 beginnt in der Sowjetischen Besatzungszone der Wiederaufbau des Gesundheitswesens. Es fehlt an allem: Die medizinische Infrastruktur ist zu großen Teilen zerstört oder zweckentfremdet, qualifiziertes Personal durch Krieg, Entnazifizierung und Abwanderung dezimiert. Der Aufbau des geplanten neuen zentralistischen Gesundheits- und Sozialwesens orientiert sich grundsätzlich an Strukturen in der Sowjetunion und greift zugleich auf Reformbewegungen des frühen 20. Jahrhunderts sowie aus der Zeit der Weimarer Republik zurück. Mit der Wiedereröffnung der Universitäten können ab 1945/46 nach und nach die wissenschaftliche Ausbildung und auch die Forschung wieder aufgenommen werden. Der permanente Ärztemangel wird verschärft durch die zunehmende Abwanderung von medizinischem Personal Richtung Westen.
08.05.1945
Ende des 2. Weltkriegs; Befreiung Deutschlands von der Naziherrschaft; Besetzung des Landes durch Siegermächte
06.06.1945
Verordnung über den Neuaufbau des öffentlichen Gesundheitswesens
22.07.1945
Bildung der Deutschen Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen
in der Sowjetischen Besatzungszone und und Erlass der Befehle (Nr. 234 und 272) zum landesweiten Ausbau von Polikliniken und Krankenhäusern. Der Befehl 272 bildet die Grundlage für (Wieder-) Errichtung einer von der Sozialversicherung getragenen Poliklinik (späteres Haus der Gesundheit, Berlin).
1945
17. Juli – 2. August: Potsdamer Abkommen
Die Staats- und Regierungschefs der USA, Sowjetunion und Großbritannien beschließen die Entmilitarisierung, Entnazifizierung, Demokratisierung und Dezentralisierung Deutschlands. 25% des Staatsgebiets wird abgetrennt. Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus mittel- und osteuropäischen Regionen wird damit legalisiert.
1946
SMAD-Befehl/Anordnung Nr. 4: „Wiederaufnahme Lehrbetrieb an medizinischen Fakultäten“
1946
Gründung der SED
Gründung durch Vereinigung von SPD und KPD am 21./22. April 1946, Vorsitzende Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl. Zuständige Sekretäre für Gesundheitswesen: Helmut Lehmann, Paul Merker (beide 1946 – 49), Paul Wessel (1949 – 50). Abteilung Gesundheitspolitik, ab 1946 / ab 1947. Abteilung Gesundheitswesen in der Hauptabteilung Arbeit und Sozialfürsorge – Leitung: Hans Horst (1946), Hugo Gräf (1946 – 1949).
1947
SMAD-Befehl/Anordnung Nr. 28: „Neuordnung der Sozialversicherung. Einführung eines einheitlichen Systems“
1947
SMAD-Befehl/Anordnung Nr. 124: „Organisation der deutschen wissenschaftlichen medizinischen Gesellschaften“
1947
SMAD-Befehl/Anordnung Nr. 234: „Steigerung der Arbeitsproduktion und Arbeitsdisziplin sowie Arbeitsschutzmaßnahmen“
Aufbau Betriebsgesundheitswesen
1947
SMAD-Befehl/Anordnung Nr. 272: „Errichtung von öffentlichen Ambulanzen und Polikliniken“
1949
Anordnung der Deutschen Wirtschaftskommission
Freie Niederlassung von Ärzten und Zahnärzten der DDR wird in Ausnahmefällen zugelassen.
1949
Februar / März: Anordnungen der DWK zur Niederlassung von Ärzten und Zahnärzte
07.10.1949
Gründung der DDR
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Phase 2 – 1950–1959
Ausrichtung an der sowjetischen Weltsicht
Die 1950er Jahre sind von einer verstärkten Ideologisierung geprägt. Ein dogmatischer „Pawlowismus“ kann zwar Mitte der 1950er Jahre abgewendet werden. Das Ziel, sich an den sowjetischen Wissenschaften zu orientieren, besteht jedoch fort. Der Beschluss „Intellektuelle und die Partei“ von 1949 sowie die zweite Hochschulreform 1951/52 zielen auf eine wirksame Ideologisierung der Hochschul- und Forschungslandschaft, gekoppelt an eine zweckmäßige Personalpolitik. Der Vorsatz, Personal zu rekrutieren, das fachlich kompetent, politisch loyal und sozial nicht den bürgerlichen Schichten entstammt, erweist sich jedoch als unrealistisch. Erst der Bau der Berliner Mauer 1961 bringt diesbezüglich eine Stabilisierung – allerdings auch eine zunehmende Behinderung des wissenschaftlichen Austauschs mit sich.
1950
„Gesetz über den Mutter- und Kinderschutz und die Rechte der Frau“
1950
28. Juni – 4. Juli: Pawlow-Konferenz in Moskau und ihre Nachwirkungen
1950
20. – 24. Juli: III. Parteitag der SED
Auf dem III. Parteitag der SED wird die „Pawlow-Kampagne“ ins Leben gerufen.
1953
15. – 16. Januar: Pawlow-Tagung in Leipzig mit 1800 Teilnehmenden
Verabschiedung der „wichtigsten Leitsätze zur Pflege und Nutzbarmachung der Pawlow’schen Errungenschaften in der Deutschen Demokratischen Republik“. Etablierung einer staatlichen Pawlow-Kommission, welche die Lehre Pawlows in der DDR durchsetzen soll. Als Psychotherapeuten werden Alexander Mette, Dietfried Müller-Hegemann und später Alfred Katzenstein berufen. Walter Hollitscher prangert die Lehre Freuds als wissenschaftsfeindlich und antihuman an.
05.03.1953
Tod von Josef Stalin
17.06.1953
Ein sich über fast die gesamte DDR erstreckender Volksaufstand wird mit Hilfe sowjetischer Panzer niedergeschlagen
1954
Rahmenkrankenhausordnung
27.03.1955
Erste staatliche Jugendweihe
Die erste staatlich organisierte Jugendweihe „zur Unterstützung der kommunistischen Erziehung der Jugend im 8. Schuljahr“ findet in Ost-Berlin statt. Die Jugendweihe soll die Konfirmation/Firmung der christlichen Kirchen ablösen.
1955
Oktober / November 1955: Niederschlag des Volksaufstands gegen das kommunistische Regime in Ungarn
1956
XX. Parteitag des KPDdSU mit „Entstalinisierungs-Rede“ von Nikita Chruschtschow
10.07.1959
Serienproduktion des Trabis beginnt
Der Kleinwagen-Zweitakter „Trabant“ mit Kunststoff-Karosserie („Rennpappe“) wird bis 1991 über drei Millionen Mal hergestellt. Die Wartezeit ab Bestellung beträgt 12 bis 15 Jahre.
1959
Max Sefrin (CDU) wird Gesundheitsminister
Das DDR-Gesundheitswesen hat sich stabilisiert. Gravierend ist allerdings ein massiver Ärztemangel durch die anhaltende Republikflucht von Ärztefamilien.
22.11.1959
Die erste Folge von „Unser Sandmännchen“ wird ausgestrahlt.
Phase 3 – 1960–1969
Wege zur Eigenständigkeit
Insgesamt stabilisiert sich in dieser Dekade die allgemeine Lage der DDR-Gesellschaft. Die Kriegsschäden sind weitgehend beseitigt, die DDR emanzipiert sich. Strukturelle Veränderungen in Klinik und Forschung führen zu einem DDR-eigenen Gesundheits- und Sozialwesen. Mit der 3. Hochschulreform Ende der 1960er Jahre wird die politisch-ideologische Abgrenzung von der Bundesrepublik vorangetrieben. Gewachsene Hochschul- und Forschungsstrukturen werden gekappt. Die zunehmende disziplinäre Differenzierung führt zu einer Stärkung einzelner Fachgebiete. In der Folge gründen sich neue Fachgesellschaften, die Aus- und Weiterbildung wird forciert, neue Therapieverfahren erarbeitet. Erste Reformen bei der Behandlung psychisch kranker und geistig beeinträchtigter Menschen werden auf den Weg gebracht. Es gelingt jedoch nicht, den permanenten Versorgungsmangel innerhalb der Medizin zu stoppen.
1960
Stasi-Haftkrankenhaus in Berlin-Hohenschönhausen
1960
Gesetzbuch der Arbeit
Volkskammer beschließt Gesetzbuch der Arbeit mit einheitlicher Regelung Arbeits- und Gesundheitsschutz, materieller Versorgung bei Krankheit/Invalidität und Altersvorsorge für Werktätige
21.03.1960
Der „Schwarze Kanal“ hat Premiere.
Die politisch-agitatorische Sendereihe von Karl-Eduard von Schnitzler hat ihre letzte Sendung am 30.10.1989.
1960
Die DDR führt die Schluckimpfung gegen Poliomyelitis (Kinderlähmung) ein
Binnen kurzer Zeit gelingt es, die Krankheit nahezu auszurotten. Die Impfaktion gegen Polio gilt als beispielhaft für eine erfolgreiche Impfprophylaxe des DDR-Gesundheitswesens.
1960
Nationale Gesundheitskonferenz in Weimar
13.08.1961
Beginn Mauerbau
04.12.1962
Erster staatlicher Intershop wird eröffnet.
Im Intershop kann nur mit Westwährung bezahlt werden, nicht mit DDR-Mark. Günstig angeboten werden Westwaren (und solche DDR-Produkte, die ausschließlich für den Export bestimmt sind). Ab 1974 ist es DDR-Bürgern gestattet, D-Mark zu besitzen.
1964
Arzneimittelgesetz
1966
1966 – 1973: „Drüben“, ein Politmagazin des ZDF, berichtet über Politik, Wirtschaft, Kultur und Alltag in der DDR
1967
Neue „Richtlinie über die Gestaltung der Arbeit nach Westdeutschland und West-Berlin im Bereich von Wissenschaft und Kultur“
1967
27. – 28. Oktober: Symposium „Sozialismus, wissenschaftlich-technische Revolution und Medizin“
Das Zentralkomitee der SED veranstaltet das Symposium „Sozialismus, wissenschaftlich-technische Revolution und Medizin“.
1968
Inkrafttreten des neuen Strafgesetzbuches der DDR
Das neue Strafgesetzbuch regelte den Umgang mit psychisch kranken Straftätern neu. Es wird gleichgesetzt mit der Abschaffung des Maßregelvollzugs in der DDR.
1968
August: Beendigung des Prager Reformmodells eines „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“
12.10.1968
Nationales Olympisches Komitee (NOK) der DDR wird voll anerkannt
Nach der vollen Anerkennung des NOK der DDR durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) marschiert die DDR-Mannschaft ab 1972 (München) unter der DDR-Staatsflagge auf. Schon 1968 waren bei den Olympischen Spielen zwei getrennte deutsche Mannschaften angetreten, allerdings noch unter einer gemeinsamen schwarz-rot-goldenen Flagge mit olympischen Ringen.
03.10.1969
Der Fernsehturm wird eingeweiht.
Mit dem Fernsehturm am Berliner Alexanderplatz errichtet die DDR das bis heute höchste deutsche Bauwerk (368 m). Bei Sonnenschein erscheint auf der stahlverkleideten Turmkugel durch Reflexion das christliche Symbol eines Kreuzes. Der Volkswitz deutet es als „Rache des Papstes“ an den gottlosen Erbauern.
Phase 4 – 1970–1979
Orientierung an Reformansätzen und Methodenerweiterung
Der neue innenpolitische Kurs der „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ ist eng an das Gesundheits- und Sozialwesen gekoppelt. An dessen Leistungsfähigkeit sollen die Menschen den DDR-Sozialismus zukünftig messen können. Das politisch motivierte Interesse an den Ressourcen des Einzelnen rückt die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse von Menschen jetzt stärker in den Mittelpunkt. Psychisch Kranke werden in den 1970er Jahren zunehmend als aktiv handelnde Subjekte wahrgenommen. Dies führt zu einer zunehmenden Akzeptanz von einzel- und damit persönlichkeitsorientierten gegenüber den bis dato favorisierten gruppentherapeutischen Verfahren. Die langfristige Erarbeitung marxistisch-leninistischer Grundlagen bildet hierbei die Voraussetzung für die Überführung „westlicher“ psychiatrischer und psychotherapeutischer Konzepte in „sozialistische Behandlungsstrategien“. Doch die schlechte ökonomische Basis im Gesundheitswesen verhindert Innovationen, Reformen und den Aufbau einer flächendeckenden ambulanten Betreuung. Am Ende des Jahrzehnts sind die mannigfachen Probleme in der medizinischen Betreuung unübersehbar.
1966
1966 – 1973: „Drüben“, ein Politmagazin des ZDF, berichtet über Politik, Wirtschaft, Kultur und Alltag in der DDR
18.03.1970
Beginn einer Phase innerdeutscher Entspannung und »neuer Bonner Ostpolitik«
Treffen des Bundeskanzlers Willy Brandt mit DDR-Ministerpräsident Willi Stoph in Erfurt.
19.03.1970
Erfurter Gipfeltreffen: Willy Brandt in Erfurt.
08.02.1971
Brandenburger Konferenz
8.-9. Februar: Die Abteilung Gesundheitspolitik des Zentralkomitees der SED veranstaltet eine zukunftsweisende Konferenz zur gesellschaftlichen Rolle von Psychiatrie und Psychotherapie in der DDR mit dem Titel „Fragen der ideologischen Situation in den Fachgebieten Psychiatrie/Neurologie und Psychologie“ mit 300 Teilnehmenden in Brandenburg.
1971
Juni: 8. Parteitag der SED
Walter Ulbricht tritt von seinen Ämtern zurück, Erich Honecker wird neuer Generalsekretär der SED und des nationalen Verteidigungsrates.
1971
Ludwig Mecklinger (SED) wird Gesundheitsminister
Der Jurist und Mediziner Mecklinger übernimmt das Amt von Max Sefrin. Er führt das Ministerium bis zum Januar 1989. Zunehmend bestimmen Versorgungsmängel, Personalnot und teils katastrophale bauliche Zustände von Kliniken das Bild des DDR-Gesundheitswesens.
09.03.1972
Inkrafttreten des „Gesetzes zur Schwangerschaftsunterbrechung“
Schwangerschaftsabbrüche werden nach langem Reformdruck legalisiert, d.h. ein Abbruch ist in den ersten drei Monaten ohne die Angabe von Gründen möglich. Es ist das erste und einzige Gesetz, das in der DDR mit Gegenstimmen verabschiedet wird.
1973
28. Juli – 5. August: X. Weltfestspiele in (Ost-)Berlin
1973
28. Juli – 5. August: X. Weltfestspiele in (Ost-)Berlin
Nachweislich sollen zu diesem Anlass Patienten der Psychiatrie, die als mögliche „Störenfriede“ eingeschätzt werden, als ordnungspolitische Maßnahme in den Kliniken untergebracht werden.
1973
Die DDR wird in die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen.
18.09.1973
UN-Beitritt der DDR
Die DDR wird – zusammen mit der Bundesrepublik – Mitglied der Vereinten Nationen und tritt im gleichen Jahr dem „Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte“ bei. Die darin u. a. garantierte Reisefreiheit wird DDR-Bürgern jedoch nicht gewährt.
01.01.1974
Autokennzeichen „DDR“
DDR-Kraftfahrzeuge sind nicht mehr mit dem bisherigen internationalen Kennzeichen „D“ (für Deutschland) sondern mit „DDR“ gekennzeichnet.
1974
Unterzeichnung des deutsch-deutschen Gesundheitsabkommens
Folge des Grundlagenvertrages zwischen DDR und BRD, eingeleitet durch die neue Ostpolitik unter der Regierung Brandt (SPD/FDP). Das Abkommen regelt beispielsweise die medizinische Versorgung von Deutschen im anderen Staat, den Versand von Medikamenten.
22.06.1974
Fußballländerspiel DDR gegen BRD bei der WM
Im einzigen deutsch-deutschen Fußballduell besiegt in der Vorrunde der WM die DDR-Mannschaft den späteren Weltmeister mit 1:0. Das Siegestor schießt Jürgen Sparwasser (26). 1988 siedelt er in die Bundesrepublik über.
01.08.1976
Triumph bei Olympia
Im Medaillenspiegel der Olympischen Sommerspiele von Montreal belegt die DDR hinter der UdSSR und vor den USA den zweiten Platz. Gleiches wiederholt sich 1988 bei den Sommerspielen in Seoul. Zur Steigerung ihres internationalen Ansehens fördert die DDR intensiv Leistungssportler, z. T. auch mit Doping.
06.11.1976
Wolf Biermann wird ausgebürgert
Der regimekritische Sänger darf nach einem Gastspiel in Köln nicht in die DDR zurückkehren. Er wird ausgebürgert. Zahlreiche weitere DDR-Schriftsteller und Künstler protestieren und verlassen z. T. das Land.
1977
Kaffeekrise
Es kommt zu Versorgungsschwierigkeiten mit Kaffee.
1978
20. – 23. September 1978: „Karat“ gewinnt Grand Prix:
Beim Internationalen Schlagerfestival in Dresden erringt die Rockmusikgruppe mit ihrem Lied: „Über sieben Brücken musst du geh’n“ den ersten Preis. Es wird auch in Westdeutschland sehr populär, wo die Gruppe – ebenso wie andere DDR-Künstler – verschiedentlich auftritt.
28.12.1979
Schneekatastrophe
72-stündiger Schneesturm im Norden der DDR, die Temperaturen stürzen um 30 Grad Celsius. Die Insel Rügen ist komplett von der Außenwelt abgeschnitten, Urlauber wie Einwohner sind „gefangen“.
Phase 5 – 1980–1989
Stagnation und notwendige Öffnung
Die desolate materielle Wirklichkeit wird spätestens in den 1980er Jahren in allen Lebensbereichen sichtbar. Besonders fatal wirkt sie sich im Gesundheitswesen aus: Es fehlt an Medizintechnik und Medikamenten, ein Großteil der Gebäude ist verschlissen. Unzufriedenheit und Resignation sind die Folge, die immer öfter mit dem Wunsch nach dauerhafter Ausreise aus der DDR verbundenen sind. Der Mangel an ärztlichen und psychologischen Hochschulkadern sowie an mittlerem medizinischen Personal verschärft die Situation langfristig. Trotz oder wegen der gesamtgesellschaftlichen Stagnation versuchen einzelne engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in psychiatrischen und psychotherapeutischen Einrichtungen den Versäumnissen der zentral gesteuerten Politik entgegenzutreten und nach notwendigen, häufig pragmatischen Lösungen vor Ort zu suchen. Es kommt zur Öffnung gegenüber westlichen Strömungen in Wissenschaft und Praxis, die eine freiere Diskussion über Perspektiven und Möglichkeiten sozialen und therapeutischen Handelns ermöglichen.
1980
August: Solidarność-Bewegung in Polen
Die erfolgreiche Solidarność-Bewegung in Polen stellt den Machtanspruch der kommunistischen Parteien im gesamten Ostblock in Frage. Für DDR-Bürger wird die Einreise in die Volksrepublik Polen dadurch praktisch unmöglich.
1981
X. Parteitag der SED
„Ministerratsbeschluss, Direktive des Ministeriums für Gesundheitswesen (4.8.1981)“, u.a. basierend auf den Ergebnissen des Projekts „Psychonervale Störungen“ unter Klaus Weise.
1983
Importeinschränkungen im Gesundheitswesen
Die DDR-Medizin ist von Technik- und Medikamentenimporten aus dem Westen abhängig. Doch es fehlen Devisen. Mecklinger verhängt einen Importstopp für nicht unbedingt notwendige Waren. Das Gesundheitswesen muss zusätzlich Devisen erwirtschaften. Die DDR verkauft Blutprodukte, testet westliche Medikamenten und verkauft andere Gesundheitsleistungen gegen harte Währung.
25.10.1983
Udo Lindenberg gibt sein einziges DDR-Konzert vor dem Mauerfall
Eingeleitet hat den Auftritt FDJ-Chef Egon Krenz – und zwar als „Friedenskonzert“, da der despektierliche Songtext Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“ SED-Chef Honecker verärgert hatte.
10.05.1984
Die Sowjetunion boykottiert die Olympiateilnahme in Los Angeles
19 Länder des Ostblocks schließen sich an, darunter die DDR. Die USA verweigerte ihre Teilnahme zuvor bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau.
1985
Beginn der Ära Gorbatschow
1987
Februar: Grundsatzrede Honeckers
Erich Honecker hält eine politische Grundsatzrede und vertritt die Überzeugung, die Perestroika Gorbatschows habe keine Bedeutung für die DDR mehr, da sich die 1970 begonnene Umorientierung in der Volkswirtschaft bereits bestens bewährt habe.
1989
2. Nationale Gesundheitskonferenz.
1989
Wechsel an der Spitze des Gesundheitsministeriums
Der Arzt Klaus Thielmann (SED) wechselt vom Hochschulministerium in das Gesundheitsmressort. Mecklinger geht auf eigenen Wunsch. Er hat das Vertrauen des Politbüros angesichts der desolaten Lage im Gesundheitswesen verloren.
09.09.1989
Gründung der Bürgerbewegung „Neues Forum“
09.10.1989
Demonstrationen in Leipzig
Rund 70.000 beteiligen sich an einem Demonstrationszug durch die Leipziger Innenstadt. Die Großdemonstration verläuft gewaltfrei.
09.11.1989
Tag des Mauerfalls
Phase 6 – 1990–1995
Transformation und Anpassung
Für die Menschen in der DDR geht der Systemwechsel von der sozialistischen Diktatur zu einer liberalen Demokratie mit erheblichen Veränderungen innerhalb kurzer Zeit einher. Dieser ist mit Umbrüchen von autoritären Gesinnungen hin zu bürgerlicher Eigenverantwortung verbunden. Nicht selten ist ein Anpassungsdruck, besonders hinsichtlich der Anerkennung und Zulassung beruflicher Abschlüsse und Leistungen vorhanden. Die Überwindung der teilweise katastrophalen Verhältnisse im Gesundheitswesen ist ein primäres Ziel. Gleichzeitig werden DDR-Errungenschaften wie etwa die ambulante Betreuung in Polikliniken den neuen westdeutschen Strukturen geopfert. Im Allgemeinen erfolgt eine Angleichung der Ostverhältnisse und weniger eine gleichberechtigte Vereinigung auf Augenhöhe. Bezeichnenderweise ist diese Tendenz nicht zuletzt der Wunsch vieler Ostdeutschen selbst. Während sich nahezu alle wissenschaftlichen Fachgesellschaften mit dem Ende der DDR und dem Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland auflösen, existiert die Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik und Medizinische Psychologie noch Jahre über den Beitritt hinaus.
30.06.1990
Währungsunion von BRD und DDR
03.10.1990
Wiedervereinigung Deutschlands