Prof. Dr. sc. med. Ludwig Mecklinger

Prof. Dr. sc. med. Ludwig Mecklinger (1919–1994)

Minister für Gesundheitswesen, Obermedizinalrat; Mitglied des ZK der SED; Facharzt für Sozialhygiene, Diplomjurist

DDR-Gesundheitsminister der Honecker-Ära

DDR-Gesundheitsminister Mecklinger war nicht nur der erste Arzt, sondern auch das erste SED-Mitglied in diesem Amt. Er war ausgebildeter Jurist, Oberst der NVA, führte über Jahre die akademische Militärmedizin in der DDR und hatte ein ausgesprochen gutes (offizielles) Verhältnis zur DDR-Staatssicherheit. Er führte das MfGe fast durch die gesamte Honecker-Ära, die insbesondere in den 1980er Jahren von gravierenden Versorgungsmängeln im Gesundheitswesen geprägt war. Trotz der hohen personellen Machtkonzentration und der Zustimmung für seine Arbeit und einen „demokratischen Führungsstil“ innerhalb des Ministeriums fiel es ihm zunehmend schwerer die DDR-Gesundheitsverwaltung zu führen, er verlor 1988/89 endgültig das Vertrauen des Politbüros in seine Arbeit.

Wenn es für die damaligen Verhältnisse geradezu typisch gewesen sein mag, materiell-technische Defizite, Versorgungsmängel, auch strukturelle und arbeitsorganisatorische Schwächen durch ideologische Festigungsschritte in ihren Wirkungen aufzuhalten bzw. zu begrenzen, so hat es solche, die Lage verschleiernden, Aktivitäten im Gesundheits- und Sozialwesen in keiner Leitungsebene offiziell gegeben. Sie wurden höchstens von außen herangetragen.

Autobiographie, posthum herausgegeben 1998, S. 21

Porträt

191914. November in Buchdorf geboren
1919 – 1938aufgewachsen in Bayern, kinderreiche Familie
Plan: Theologiestudium
1939 – 1945Medizinstudium in Leipzig, Hamburg und Berlin
Dissertation
Fronteinsätze Wehrmacht, US-amerikanische Kriegsgefangenschaft
1945Lazarettarzt
1945Mitglied SPD
1946Mitglied SED
1945 – 1949Provinzialverwaltung Sachsen-Anhalt – Seuchenbekämpfung
1947 – 1952Mitarbeiter, Referent und Hauptabteilungsleiter im Landesgesundheitsamt und im Arbeits- und Gesundheitsministerium Sachsen-Anhalt
1949 – 1954Jura-Fernstudium Potsdam
1952 – 1954Funktionär Zentralausschuss Deutsches Rotes Kreuz (DRK)
1955 – 1957stellv. Leiter Medizinischer Dienst der Kasernierten Volkspolizei/NVA Strausberg
1957 – 1964Kommandeur der militärmedizinischen Sektion der NVA an der Universität Greifswald
Habilitation 1963 in Sozialhygiene
1964 – 1971stellv. Gesundheitsminister, ab 1969 als Staatssekretär
1971 – 1989DDR-Gesundheitsminister
1981 – 1990Volkskammer
1986 – 1989ZK der SED
199422. Juni in Sibiril/Frankreich gestorben

Auswahl Publikationen

Mecklinger, L., Kriewald, H., & Lämmel, R. (1974). Gesundheitsschutz und soziale Betreuung der Bürger (Akad. f. Staats- u. Rechtswiss. d. DDR; Ministerrat d. Dt. Demokrat. Republik; Min. f. Gesundheitswesen, Hrsg.). Staatsverlag der DDR

Mecklinger, L. (1984). Für Frieden und Gesundheit. Reden des Ministers für Gesundheitswesen der Deutschen Demokratischen Republik Prof. Dr. sc. med. Dr. h.c. Ludwig Mecklinger auf den Weltgesundheitsversammlungen der WHO sowie auf der 31. und 32. Tagung des Regionalkomitees der Weltgesundheitsorganisation für Europa (Hauptabteilung Internationale Beziehungen des Ministeriums für Gesundheitswesen d. DDR, Hrsg.)

Mecklinger, L. (1998). Zur Umsetzung der Gesundheitspolitik im Gesundheits- und Sozialwesen der DDR (G. Ewert & L. Rohland, Hrsg.). Eigenverlag. [Autobiographie]

Quellen und Literatur

BArch, MfS, ZA, AP, Nr. 35651/92.

BArch, MfS, HA XX, Nr. 527.

Erices, R. (2023). Polikliniken in der ambulanten Gesundheitsversorgung der DDR. Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.

Erices, R. (2023). „Offensive der politisch-ideologischen Arbeit“ als Rettungsanker? Herausforderungen in der DDR-Gesundheitspolitik der achtziger Jahre. In E. Kumbier & K. Haack (Hrsg.), Psychiatrie in der DDR III. Weitere Beiträge zur Geschichte (Bd. 28, S. 43–58). be.bra wissenschaft verlag.

Erices, R. (2018). Fehlende Aufarbeitung: Zwangssterilisationen in Leipzig in der NS-Zeit und der spätere Umgang damit. In E. Kumbier & H. Steinberg (Hrsg.), Psychiatrie in der DDR. Beiträge zur Geschichte (Bd. 24, S. 69–78). be.bra.

Erices, R. (2015). Geschichte und Ethik im Rückblick von Gesundheitsminister Ludwig Mecklinger. Positionen zur Mitverantwortung von Ärzten bei NS-Medizinverbrechen. In A. Frewer & R. Erices (Hrsg.), Medizinethik in der DDR. Moralische und menschenrechtliche Fragen im Gesundheitswesen (Bd. 13, S. 165–170). Franz Steiner.

Ewert, G. (2014). Ludwig Mecklinger in Greifswald (1957–1964). Etappe einer Karriere zum Gesundheitsminister. Pro Business.

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