
Fachkrankenhaus
für Psychiatrie und Neurologie Großschweidnitz
Gründung bis Nachkriegszeit
Die Heil- und Pflegeanstalt Großschweidnitz wird 1902 eröffnet. Während des Zweiten Weltkriegs gehört sie zu den effektivsten Tötungseinrichtungen im Rahmen der dezentralen „Euthanasie“. Nach 1945 steigt die Zahl der Patienten rapide an. Bereits 1949 sind mehr als 1500 psychisch kranke Menschen untergebracht.
Modernisierung und Spezialisierung
1962 wird die Einrichtung zum „Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie“. Zwischen 1966 und 1981 übernimmt Friedrich Rudolf Gross die Leitung, der zuvor in Stralsund tätig ist. Das „medizinische Modell in der Psychiatrie“ wird durch den Bau einer neurologischen Abteilung mit Radiologie, EEG und Physiotherapie umgesetzt. Die Bereiche in der Erwachsenen-, Geronto- und Kinderneuropsychiatrie werden profiliert, und es entsteht eine Abteilung für Alkoholkranke. Die Einführung von Chlorpromazin und Reserpin leitet in Großschweidnitz die Epoche der Psychopharmakotherapie ein. Der jährliche Krankendurchgang wächst von 500 im Jahr 1963 auf 2000 1976.
Herausforderungen und Probleme
Trotz dieser Entwicklung können die Probleme des großen Bestands an langzeitbehandelten Patientinnen und Patienten nicht gelöst werden. Überbelegung, Personalmangel und der allmähliche Verfall der Gebäudesubstanz werden zu zunehmenden Herausforderungen. Nach 1990 rückt der Chefarzt der Männerabteilung, Wolf Reinhard, in den Fokus der Medien (Abb.). Er soll Pfarrer Heinz Eggert auf Anweisung der Staatssicherheit behandelt und „psychisch zersetzt“ haben. Die Vorwürfe können in einem Prozess nicht verifiziert werden. Nichts desto trotz zeigt sich, in welch starkem Maß die Großschweidniter Ärzte mit der Staatssicherheit zusammengearbeitet und die Schweigepflicht verletzt haben. Auch Friedrich Rudolf Gross und sein Nachfolger Manfred Oertel waren – wie Reinhard – als IM für die Staatssicherheit tätig.

Sanierung und Neustrukturierung ab 1990
Ab 1990 werden die Gebäude umfassend saniert. Die Einrichtung wird in einen Krankenhaus- und einen Heimbereich aufgeteilt, um die Versorgung weiter zu verbessern.
Quellen
https://www.skh-grossschweidnitz.sachsen.de/ueber-uns/geschichte/ (Stand: 08.05.2025).
Bildlegenden:
Gespräch mit Innenminister Eggert, Quelle: Neue Zeit vom 10.01.1992.