
Facharzt für Psychotherapie
Facharzt für Psychotherapie
Im August 1978 werden die gesetzlichen Bestimmungen für den Zweitfacharzt für Psychotherapie verabschiedet. Von der Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie der DDR ist Werner König vorab beauftragt worden, sich mit den staatlichen Stellen zu verständigen. Eine vorbereitende Fachkommission besteht neben Werner König aus Kurt Höck (Vorsitzender), Michael Geyer, Helmut Kulawik, Klaus Weise und Harro Wendt. Kurt Höck gestaltet damit als Hauptverantwortlicher die Facharztausbildung aus. Das Bildungsprogramm zum Zweitfacharzt sieht vor, dass bereits ein erster klinischer Facharzt vorliegt. Er muss sowohl „imstande sein, Patienten mit Neurosen, psychosomatischen und anderen wesentlich psychosozial mitbedingten Erkrankungen in qualifizierter Form zu betreuen“ wie auch an „der weiteren Erforschung dieser Erkrankungen und der Weiterentwicklung fachspezifischer Methoden“ mitwirken. Die reguläre Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre, es müssen sowohl psychiatrische wie auch internistische Kenntnisse vorliegen. Dem Ausbildungskandidaten soll dabei auch die „marxistisch-leninistische Kritik bürgerlicher Ideologien“ bekannt sein. Neben theoretischen Fachkenntnissen soll er Psycho- und Sozialdiagnostik, Begutachtung und Kenntnisse psychotherapeutischer Verfahren (namentlich der Gesprächsführung, der Gruppenpsychotherapie, des autogenen Trainings, der Verhaltenstherapie sowie Hypnose und ergänzende Methoden wie Arbeits- und Bewegungstherapie) kennen. 1985 wird die Weiterbildung „Qualifikation in Psychotherapie für Fachärzte klinischer Disziplinen“ eingeführt. 1989 soll der Erstfacharzt für Psychotherapie gesetzlich verankert werden, dem kommt die Wende zuvor.
Quellen und Literatur
Barch, DQ 123/5
Frohburg, I. (2004). Vergessene Daten – zur Entwicklung der Psychotherapie in der DDR. in: Psychotherapeutenjournal, Bd. 3(3), S. 231-234.
Geyer, M. (Hrsg.) (2011). Psychotherapie in Ostdeutschland: Geschichte und Geschichten 1945–1995. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Ministerium für Gesundheits- und Sozialwesen (o.D.). Schreiben an die Akademie für ärztliche Fortbildung der DDR, Fachkommission Psychotherapie, Herrn Prof. König von K. Thielemann (privater Besitz Michael Geyer).
Mitteilung der Gesellschaft f. ärztliche Psychotherapie (1981). in: Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie, Bd. 33(5), S. 297–301.
Sonnenmoser, M. (2009). Psychotherapie in der DDR: Versunkene Welt. in: Deutsches Ärzteblatt, S. 115-116.