Bezirksnervenklinik Schwerin

Errichtung und NS-Zeit

Die Irren-Heilanstalt Sachsenberg wird 1830 eröffnet. Sie ist der erste Neubau einer psychiatrischen Anstalt auf deutschem Boden. 1867 entsteht ein weiteres Gebäude auf dem Lewenberg für die Behandlung geistig behinderter Kinder.

Während des Nationalsozialismus fungiert die Einrichtung als zentrale Anstalt für Patiententötungen in Mecklenburg. Etwa 2.000 Menschen werden hier ermordet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Klinik ist bald wieder voll belegt. Teile der Gebäude werden von der Roten Armee bzw. für Infektionsabteilungen genutzt. Enge, Überbelegung, Infektionskrankheiten sowie Personalmangel und Versorgungsknappheit führen erst langsam zu einer Senkung der Sterberate.

Entwicklung in den 1960er Jahren

1959 übernimmt Horst Berthold die Leitung und führt zahlreiche Reformen durch: Er baut eine Abteilung und später eine Klinik für Rehabilitation auf, der sowohl die Arbeitstherapie in der Bezirksnervenklinik als auch Außenstellen angegliedert sind. Die psychiatrische und neurologische Therapie wird ausdifferenziert. Im Rahmen dessen kommt es zur Bildung spezialisierter Abteilungen. Im Jahr 1962 eröffnet das erste psychiatrische Pflegeheim in der DDR außerhalb des Akutkrankenhauses, in Dobbertin.

Weiterentwicklung unter Klaus Giercke

Nach Bertholds Tod übernimmt Klaus Giercke die Leitung. Er spezialisiert Abteilungen weiter und schafft Bereiche für Alterspsychiatrie, Suchtkranke und Psychotherapie und orientiert seine Arbeit, wie Berthold, an den Rodewischer Thesen. Die Klinik für Psychotherapie erhält einen eigenen Chefarztbereich. Giercke arbeitet als „GMS Heinrich“ seit 1979 mit der Staatssicherheit zusammen

DDR-Spätphase und aktueller Stand

Marode Bausubstanz und Personalmangel erschweren die Arbeit in den 1980er Jahren. Das schlägt sich in der Behandlungssituation für die Patientinnen und Patienten nieder. Ärzte verlassen die Klinik. Ab 1990 wird die Klinik saniert, 1999 erhält sie den Namen Carl Friedrich Flemming-Klinik zu Ehren ihres ersten Leiters. Seit 2004 gehört sie zu den Helios Kliniken GmbH und bleibt eine wichtige Einrichtung für Psychiatrie in Mecklenburg.

Quellen

Appen von, Maren: „so daß wir allmählich den Charakter der Anstalt abschütteln können und zu einer Klinik mit aktiver Behandlung werden“ Die Umgestaltung der Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg bei Schwerin im Kontext der DDR-Reformpsychiatrie in den 1960er- Jahren, in: Kumbier, Ekkehardt (Hg.): Psychiatrie in der DDR II Weitere Beiträge zur Geschichte., Berlin 2020, S. 355–375.

Fuchs, Jörgen; Jähme, Wolfgang; Keyserlingk von, Hugo: Die Nervenklinik Schwerin in der Zeit der «Wende» 1989/1990, Woez 2012.

Bildlegenden:

1: Pflegestation für Männer, in der während der NS-Zeit eine Kinderfachabteilung eingerichtet war, Quelle: LHAS, 7.11-1-2 Bezirkstagrat Schwerin, 2.3., Z 131-1991, 35804, unpag.

2: Ausstellung zur Arbeitstherapie in der Klinik 1969, Quelle: LHAS 7.11-1/31 Bezirksnervenklinik Schwerin Nr. 13.

3: Arbeitstherapie in der Schweriner Klinik, 1960er Jahre, Quelle: LHAS 7.11-1/31 Bezirksnervenklinik Schwerin Nr. 12

4: Schmiererei „Stasi IM raus“ am Zimmer des Direktors Giercke, 1990, Quelle: uchs, Jörgen; Jähme, Wolfgang; Keyserlingk von, Hugo: Die Nervenklinik Schwerin in der Zeit der «Wende» 1989/1990, Woez 2012, S. 55.

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