Bezirksfachkrankenhaus
für Psychiatrie und Neurologie Bernburg

Gründung der Landesheil- und Pflegeanstalt

1875 eröffnet die Landesheil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke in Bernburg (Abb. 1).

Tötungsanstalt im Nationalsozialismus

Im Sommer 1940 verpachtet der Landesfürsorgeverband mehrere Häuser an eine Tarnorganisation der Kanzlei des Führers. In Bernburg entsteht eine der sechs zentralen Gasmordanstalten. Zwischen 1941 und 1943 sterben dort rund 14.000 Menschen im Rahmen der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programme.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach Kriegsende nutzt die Rote Armee Teile der Anstalt als Lazarett, außerdem gibt es eine Isolationsabteilung für geschlechtskranke Frauen.

Neurologische Spezialisierung unter Hans Baumm

Unter Direktor Hans Baumm entsteht zunächst eine Abteilung für Hirnverletzte. Ab 1955 richtet die Anstalt die einzige Spezialabteilung für Parkinsonkranke in der DDR ein.

Weiterentwicklung und Einbindung in die Wissenschaft

Ab 1964 leitet Jochen Quandt die Einrichtung. Er legt den Schwerpunkt zunächst auf Neurologie und Neuropathologie. Die Anstalt wird in den Forschungskomplex „Neurowissenschaften“ eingebunden und entwickelt Abteilungen für hirngeschädigte Patienten sowie ein Behandlungszentrum für Kinder. Arbeitstherapie spielt eine wichtige rehabilitative Rolle.

Fokus auf Langzeitpatienten

1975 übernimmt Helmut Späte die Leitung. Er widmet sich verstärkt den Langzeitpatienten. Offene Stationen, Tageskliniken und Ambulanzen entstehen, doch Ressourcenknappheit erschwert die Verbesserungen.

Umstellung auf bundesdeutsche Strukturen

1985 folgt Peter Reßler als Direktor. Aufgrund seiner Tätigkeit als IM der Staatssicherheit (IM Schubert) verlässt er die Einrichtung 1989. Seinem Nachfolger Alwin Fürle obliegt es, die Umstellung auf die in der Bundesrepublik geltenden Strukturen und Verwaltungsmodalitäten zu begleiten.

Quellen

Ute Hoffmann: Von der Heilanstalt zum Fachklinikum – 150 JAHRE PSYCHIATRISCHES KRANKENHAUS BERNBURG (unveröffentlichtes Manuskript).

Bildlegenden:

1: Heilanstalt Bernburg (um 1900). Quelle: Stadtarchiv Bernburg, Bild 09p-000485, um 1900

2: „MIT DEN ERGEBNISSEN DER FORSCHUNGSARBEIT im Bernburger Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie machte sich kürzlich bei einem Besuch Parteivorsitzender Gerald Götting bekannt. Hier im Gespräch mit dem Ärztlichen Direktor Unionsfreund Prof. Dr. med. habil Jochen Quandt und Bezirksarzt Prof. Dr. Dr. sc. med. Geiger“. Quelle: Neue Zeit, Nr. 195 vom 19.08.1973, S. 6.

3: Neue Behandlungsmethoden: Die Arbeitstherapie soll industriellen Charakter haben, Neue Zeit 11.06.1972.