
Fachphysiotherapeut für funktionelle Störungen und Neurosen
Die Fortbildung zum Fachphysiotherapeuten für funktionelle Störungen und Neurosen besteht ab dem Jahr 1972 bis zum Mauerfall (1989). Kernelement der Ausbildung bildet die Methode der Kommunikativen Bewegungstherapie, als dessen Mitbegründerin Anita Wilda-Kiesel gilt. Der Therapieansatz konzentriert sich auf die Wahrnehmung des eigenen Körpers und dessen Beziehung zur Umgebung sowie die Förderung der zwischenmenschlichen Kommunikation in der Gruppenbewegungstherapie für psychisch erkrankte Menschen. Infolge der Etablierung der Ausbildung zum Fachphysiotherapeuten für Psychische Erkrankungen werden Physiotherapeuten DDR-weit in Leipzig ausgebildet. Dies trägt dazu bei, dass die Methode in diversen klinischen Einrichtungen fester Bestandteil des Behandlungssettings wird, Ärzte und Psychotherapeuten mit einem körperbezogenen Therapieansatz in Kontakt kommen und diesen zunehmend fördern. Erstmals wird dieser Therapieansatz an der Leipziger Karl-Marx-Universität, Abteilung für Psychotherapie, unter der Leitung von Christa Kohler in Deutschland ab Mitte der 1960er Jahre erprobt und schließlich in das damalige klinische Setting etabliert. Kohler ist es auch, die nach einem Besuch des Lindauer Kongresses im Jahr 1962 ihrem Leipziger Team und Wilda-Kiesel, auf der Suche und dem Streben nach Förderung neuer Methoden für die therapeutische Behandlung, den Anstoß für die Entwicklung der entsprechenden Methode gibt. Wilda-Kiesel arbeitet die mitgebrachten Informationen und Anregungen in der Folge entsprechend für sich auf und verknüpft diese mit ihrem bestehenden Wissen der Physiotherapie, weiterführender Literatur und immer in Wechselwirkung mit der Arbeit am Patienten. 1974 gründet sie zusammen mit 18 weiteren Fachphysiotherapeutinnen eine neue Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung der Methoden der Kommunikativen Bewegungstherapie und der Konzentrativen Entspannung. 1975 wird die Arbeitsgruppe in die Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie (GÄP) der DDR aufgenommen und der Sektion Gruppenpsychotherapie zugeordnet. Die Arbeitsgruppe beteiligt sich nachfolgend unter anderem aktiv an der Wissenschaftsarbeit der Sektion und präsentiert Theorie und Praxis der Kommunikativen Bewegungstherapie auch wiederholt auf Tagungen.
Nach dem Wegfall der Ausbildung zum Fachphysiotherapeuten für Psychische Erkrankungen um das Jahr 1989 setzten sich Fachvertretende ab Anfang der 1990er Jahre erfolgreich für die Entwicklung und Etablierung der Fortbildung zum Therapeuten für Kommunikative Bewegungstherapie ein, die bis heute besteht.
Quellen und Literatur
http://www.kommunikativebewegungstherapie.de/Seiten/Vereinsgeschichte.html (Letzter Abruf am 23.03.2023)
Geyer, M. (Hrsg.). (2011). Psychotherapie in Ostdeutschland: Geschichte und Geschichten 1945-1995. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Persönlicher Austausch mit Frau Dr. Wilda-Kiesel