
Akteur

Dr. sc. med. habil. Christa Marianne Dorothea Kohler (geb. Rappe, gesch. Hoppe)
Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, Professorin für Psychiatrie
Christa Kohler kann zu den wichtigsten DDR-Psychotherapie-Akteurinnen gezählt werden. In den 1960er Jahren entwickelte sie eines der ersten DDR-spezifischen Psychotherapiekonzepte: die Kommunikative Psychotherapie, ein integratives und ganzheitliches Psychotherapiekonzept. Das integrative Arbeiten wurde nicht nur im Inhalt ihres Wirkens sichtbar, sondern auch in ihrem menschlichen Miteinander. So wurde sie allgemein für ihre Bemühungen um interpersonelle gleichberechtigte Zusammenarbeit aller am Arbeitsprozess Beteiligten sehr geschätzt. Sie war langjährige Professorin für Psychiatrie an der Universität Leipzig und darüber hinaus erste weibliche Dekanin der dortigen Medizinischen Fakultät. Zwischenzeitig war sie zudem Vorsitzende der Gesellschaft für ärztliche Psychotherapie der DDR. Während ihres wissenschaftlichen Wirkens war Christa Kohler an der Veröffentlichung von mehr als 45 Publikationen beteiligt. Auf Grund einer chronischen Erkrankung wurde sie 1974 von Dienstgeschäften befreit und siedelte nach der friedlichen Revolution in die neuen Bundesländer über, wo die Trägerin der prestigeträchtigen John-Rittmeister-Medaille 2004 auch verstarb.
Porträt
09.07.1928 | in Tannenbergsthal, Vogtland |
1946 | Abitur in Plauen |
1946-1947 | Hilfspflegerin in den Krankenanstalten Hubertusburg |
1947-1953 | Medizinstudium in Leipzig |
1949 | Tätigkeit als wissenschaftliche Assistentin an der Neurologisch-Psychiatrischen Klinik der Karl-Marx-Universität Leipzig |
1953 | ärztliche Approbation und Promotion zum Dr. med. mit dem Thema „Kritische Bewertung der Hypophysentransplantationen“ |
1954-1974 | tätig an der Neurologisch-Psychiatrischen Klinik der Universität Leipzig |
1958 | Abschluss Fachausbildung zur Nervenärztin (Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie) |
1959-1968 | Oberärztin in der Leipziger Klinik |
ab 1960 | Leiterin der Psychotherapeutischen Abteilung, ab 1965 in Klinik für Psychiatrie der Universität Leipzig tätig |
1964-1965 | erster Oberarzt der Klinik |
1966 | Habilitation zum Dr. med. habil., Titel der Arbeit „Sozialpsychiatrische Probleme bei Neurosen und Psychosen der zweiten Lebenshälfte“ |
1967 | Dozentur für Psychiatrie Uni Leipzig, ab 1969 Professur für Psychiatrie |
1968 | Entwicklung der Kommunikativen Psychotherapie, sowie gemeinsames Konzept der Bewegungstherapie bei funktionellen Störungen mit Anita Wilda-Kiesel (Buch mit Schallplatte); Förderung Musiktherapie mit Christoph Schwabe |
1970 | Organisation der 14-tägigen Veranstaltungsreihe „Psychotherapiemethoden“ in Leipzig, Thema: Grundbegriffe der Psychoanalyse und der nondirektiven Gesprächspsychotherapie nach Rogers/Tausch |
1971-1973 | Erste weibliche Dekanin der med. Fakultät Universität Leipzig |
1971-1973 | Vorsitzende der Gesellschaft für ärztliche Psychotherapie der DDR (GÄP), Leitung AG Forschung und Praxis bei Autogenem Training und Hypnose |
1971 | Verleihung des Titels Dr. sc. med. für die Entwicklung und Einführung des mentalen Trainings in den Leistungssport |
1974 | Leiterin der Selbständigen Abteilung für Psychotherapie und Neurosenforschung |
1979 | Teilnahme am 9. Jahreskongress der GÄP in Leipzig, erhält John-Rittmeister-Gedenkplakette für besondere Verdienste um die Psychotherapie |
1969-1981 | Professorin für Psychiatrie an der Universität Leipzig, anschließend Ausscheiden aufgrund eigener Erkrankung nach längerer Krankheitsphase ab 1974 |
1981 – 1983 | Inoffizielle Mitarbeit für das MfS als GMS „Leonhard“ – aktive Mithilfe bei Operativen Vorgang gegen einen Künstler, Abbruch der Spitzeltätigkeit mit Einstellung des Vorgangs wegen gesundheitlicher Probleme Kohlers |
2004 | verstorben in Frankfurt am Main |


Auswahl Publikationen bis 1989
Kohler, C. (1966). Sozialpsychiatrische Probleme bei Neurosen und Psychosen der zweiten Lebenshälfte [Dissertation].
Kohler, C. (1968). Kommunikative Psychotherapie. Fischer.
Kohler, C., & Kiesel, A. (1972). Bewegungstherapie bei funktionellen Störungen und Neurosen. Barth.
Quellen und Literatur
Schwabe, C., Reinhardt, A. (2011). Der Aufbau und die Institutionalisierung musiktherapeutischer Aus- und Weiterbildungsangebote unter den realen Bedingungen der DDR-Situation. in: Geyer, M. (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 321-323.
Hoepffner, W. (2016) Lebenslauf Prof. Christa Kohler https://research.uni-leipzig.de/agintern/CPL/PDF/Kohler_Christa.pdf
Kohler, C. (1966). Sozialpsychiatrische Probleme bei Neurosen und Psychosen der zweiten Lebenshälfte [Dissertation].
Kohler, C. (1968). Kommunikative Psychotherapie. Fischer.
Kohler, C., & Kiesel, A. (1972). Bewegungstherapie bei funktionellen Störungen und Neurosen. Barth.
Geyer, M. (2011). Ostdeutsche Psychotherapiechronik 1970–1979. in: Geyer, M. (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland. Geschichte und Geschichten 1945-1995. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 245-260).