
Fachpsychologe der Medizin
Fachpsychologe der Medizin
Schon zu Beginn der 1950er Jahren gibt es Bestrebungen, eine nichtärztliche Psychotherapie in der DDR zu etablieren und so etwa in der Inneren Abteilung der Poliklinik Halle eine psychotherapeutische Beratungsstelle einzurichten – dies wird abgelehnt. 1951 wird zunächst die Diplomordnung für Psychologie überarbeitet und unter anderem um ein sechswöchiges Praktikum in Klinischer Psychologie erweitert. An dieser Entwicklung ist maßgeblich der Psychologe Kurt Gottschaldt beteiligt.1954 gründet sich ein Berufsverband Klinischer Psychologen: die Arbeitsgemeinschaft der Psychologen im Gesundheitswesen der DDR. Ihr Agieren in den Gehaltsverhandlungen für Psychologen sowie der akute Ärztemangel resultieren 1959 in einem am Ärztegehalt orientierten Lohn. 1962 gründet sich die Gesellschaft für Psychologie in der DDR, die vor allem aus Klinischen Psychologen besteht. Im selben Jahr wird die Studienordnung für Psychologie nochmal verändert. Nun schließen die Studierenden nach einem Grundstudium mit einem Fachdiplom in Psychologie ab. Eines dieser Fachdiplome ist auch in Klinischer Psychologie, welche ab 1963 an der Humboldt-Universität zu Berlin und, mit Unterbrechung, ebenfalls ab 1963 an der Karl-Marx-Universität Leipzig gelehrt wird. In Berlin entsteht 1968 an der Humboldt-Universität ein Curriculum zur Ausbildung Klinischer Psychologen.

1981 wird in Anlehnung an die fachärztliche Approbation der Fachpsychologe der Medizin eingeführt und in den kommenden Jahren weiter spezifiziert. An den Beratungen und Entscheidungsprozessen dazu nimmt nur Professor Hans-Dieter Rösler als Vertreter der Fachkommission Klinische Psychologie teil. Die Beratungen finden im Rahmen des postgradualen Studiums „für naturwissenschaftliche und technische Hochschulkader sowie Diplompsychologen und Diplomsoziologen“ gemeinsam mit anderen Fachkommissionen, der Akademie für ärztliche Fortbildung der DDR sowie dem Ministerium für Gesundheitswesen statt. Beschlossen wird u. a., dass die Dauer der Weiterbildung vier bis fünf Jahre betragen soll, auch eine Anrechnung bestehender beruflicher Erfahrungen ist möglich. Es gibt diverse Übergangsregelungen. Für 1982 bewerben sich 220 Personen für das postgraduale Studium Klinische Psychologie – mit gleichbleibender oder steigender Tendenz in den darauffolgenden Jahren. Zulassungen zum Studium werden jeweils zum 1. September eines jeden Jahres erteilt, wobei ein Qualifizierungsvertrag geschlossen wird.
Quellen und Literatur
BArch, DQ 103/811.
Dührssen, A., Körner, J., Rudolf, G., Heigl-Evers, A., Schultze-Dierbach, E., Kallinke, D., … & Moeller, M. L. (1990). Die Psychotherapie zum Ende des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Bereich — eine Übersicht. in: Zeitschrift für psychosomatische Medizin und Psychoanalyse 36(2), S. 101-185.
Göth, N. (1988). 25 Jahre Sektion klinische Psychologie der Gesellschaft für Psychologie in der DDR. in: Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie 40(2), S. 110-114.
Hezel, F. (1978). Entwicklung einiger zentraler Hypothesen für einen internationalen Vergleich von Gesundheitssystemen. in: Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich: Bundesrepublik Deutschland, DDR, Niederlande, Schweden, USA (=Schriftenreihe Strukturforschung im Gesundheitswesen Bd. 9), TU Berlin.
Malich, L. (2020). The history of psychological psychotherapy in Germany: The rise of psychology in mental health care and the emergence of clinical psychology during the 20th century. in: Oxford Research Encyclopedia of Psychology.
Privater Besitz Prof. Strauß, E-Mail von Prof. Kumbier (Rostock).