Ambulatorium Humboldt-Universität
– Klinische Psychologie

Die Sektion Psychotherapie

Das Ambulatorium der Humboldt-Universität Berlin wird 1963 unter der Leitung von Heinz-Ewald Strauß zunächst als reines Forschungsambulatorium eröffnet. Ambulante Psychotherapie außerhalb universitärer Forschung und Lehre wird hier ab 1969 durchgeführt, sodass sich das Ambulatorium zunächst im Jahr 1971 zur „Stadtambulanz“ entwickelt und ab 1984 zum ambulanten Versorgungsbereich der medizinischen Fakultät (Charité) der Humboldt-Universität zählt. Dabei werden etwa 300 Patienten pro Jahr im Einzelsetting mit Gesprächspsychotherapie, Verhaltenstherapie und Entspannungsverfahren behandelt.

Therapeutische Strömungen und Behandlungssetting

Die Sektion Psychotherapie der Abteilung für klinische Psychologie gründet im Jahr 1963 unter der Leitung von Heinz-Ewald Strauß das Ambulatorium der Humboldt-Universität Berlin. Zunächst wird die Einrichtung als Forschungsambulatorium genutzt, das der Integration von Theorie und Praxis in der universitären Ausbildung dient. Hier können Studierende unter der Beratung und Begutachtung der Lehrenden bereits ihre ersten diagnostischen und therapeutischen Erfahrungen im Umgang mit Patienten im Erwachsenen-, Jugend- und Kindesalter sammeln. Der Fokus liegt dabei zunächst auf der Psychologie des Kindesalters, der damit einhergehenden Elternarbeit und der forensisch-psychologischen Begutachtung (unter anderem bei Ehescheidungen, Reife- und Entwicklungsuntersuchungen, speziellen Leistungsstörungen oder Hilfs- und Sonderschulbedürftigkeit).

Ab 1969 wird unter der Mitarbeit und zeitweisen Leitung von Inge Frohburg zusätzlich zu den universitären Verpflichtungen ambulante Psychotherapie in Form von Gesprächspsychotherapie durchgeführt. Zudem kommen Verhaltenstherapie und Entspannungsverfahren zum Einsatz. Dabei werden zunächst drei bis vier Patienten pro Woche im Einzelsetting behandelt, die insbesondere Krankheitsbilder wie Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen zeigen. In den Folgejahren 1971 und 1972 wird der Standort von einer reinen Forschungsambulanz zu einem ambulanten Versorgungszentrum umstrukturiert und erlangt 1971 den Status einer „Stadtambulanz“, in der etwa 300 Patienten pro Jahr bei rund 1.500 Konsultationen behandelt werden. Ab Beginn der 1980er Jahre wird zudem für die Abend- und Nachtstunden ein anonymer Telefondienst eingerichtet. Hier können Bürger in akuten emotionalen Krisen durch Gespräche mit Psychologen, Ärzten und Mitarbeitenden des Magistrats niederschwellig (das heißt unbürokratisch und mit geringem Aufwand der Betroffenen) mit psychologischer Beratung versorgt werden. Ab 1984 zählt das Ambulatorium dann offiziell zum ambulanten Versorgungsbereich der medizinischen Fakultät (Charité) der Humboldt-Universität zu Berlin. Eine ambulante Weiterbehandlung von entlassenen stationären Patienten der psychiatrischen Abteilung der Nervenklinik der Charité findet allerdings nicht statt. Nach der Wende beginnt eine erneute Umstrukturierung zurück in eine Forschungsambulanz.

Die universitäre Forschung, die auch in der Zeit des Ambulatoriums als ambulanter Psychotherapiestandort fortgesetzt wird, widmet sich der Klassifikation und Psychodiagnostik psychischer Störungen, der Theorie, Methodenentwicklung und Ausbildung in der Verhaltensmodifikation im Rahmen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie sowie der Diagnostik und Therapie kindlicher Verhaltensstörungen.

Quellen und Literatur

Frohburg, I. (2011). Gesprächspsychotherapie I: Die universitären Gründerjahre. In M. Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Ostdeutschland: Geschichte und Geschichten 1945–1995, S. 292-297. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Höck, K. (1979). Psychotherapie in der DDR – Eine Dokumentation zum 30. Jahrestag der Republik.