
Bezirkskrankenhaus
für Neurologie und Psychiatrie Brandenburg
Eröffnung und Geschichte im Nationalsozialismus
1911 entsteht das Bezirkskrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie in Brandenburg Görden, das nach modernen Grundsätzen nach Geschlechtern getrennt wird. 1919 erhält die Einrichtung den Namen „Landesanstalt Görden“. Unter dem Direktorat von Hans Heinze wird 1938 die erste „Kinderfachabteilung“ eingerichtet, die Kinder und Jugendliche im Rahmen der nationalsozialistischen „Euthanasie“ ermordet. Die Klinik dient außerdem als Zwischenanstalt im Rahmen der „Aktion T4“.
Sowjetische Besetzung und Wiederaufbau
1945 besetzt die sowjetische Armee viele Gebäude der Klinik. Mit der Übernahme der Leitung durch Ernst Schulze liegt der Fokus auf dem administrativen Wiederaufbau der größten psychiatrischen Einrichtung in der DDR.
Wiedereingliederung und Versorgung
1954 übernimmt Liese-Lotte Eichler die ärztliche Leitung. Sie kämpft für eine bessere psychiatrische Versorgung und legt den Schwerpunkt auf Arbeitstherapie. Ab 1965 werden Arbeitstherapeuten weitergebildet (Abb. 1–2), und es entsteht eine heilpädagogische Abteilung für bildungsunfähige Kinder.


Reformen und sozialpsychiatrische Ansätze
Eichler, eine der wichtigsten Protagonisten der Rodewischer Thesen, setzt sich für die Reintegration und soziale Teilhabe der Patientinnen und Patienten ein, eine Haltung, die später auch Siegfried Schirmer vertritt (Abb. 3). Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern (u. a. Helmut F. Späte und Karl Müller) schaffen sie Fachabteilungen, darunter 1975 eine Klinik für alkohol- und suchtkranke Männer.
„Therapeutische Gemeinschaft“ und Tradition
Im Zuge der Brandenburger Thesen zur Therapeutischen Gemeinschaft verbessert sich das therapeutische Milieu in den psychiatrischen Kliniken. Das medizinische Fachpersonal wird stärker in die Therapie eingebunden. Es gibt eine Reittherapie für Kinder. Die Tradition des „Brandenburger Schwesterntags“ wird bis Ende der 1980er Jahre weitergeführt.


Titelblatt zur Arbeitstagung im Rahmen des Brandenburger Schwesterntages von 1976. Er wurde zum festen Bestandteil der psychiatrischen Weiterbildung und auch in anderen Einrichtungen, zum Beispiel in Ueckermünde, übernommen. Hintergrund bildete der Umstand, dass die initiierten Reformen in der Anstaltspsychiatrie in der DDR ein verändertes Rollenverständnis auch im Bereich der Pfege erforderten. Um dies zu förder, fand 1975 erstmals ein solcher Schwesterntag im Bezirkskrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie Brandenburg statt.
Nach-„Wende“
Nach 1990 wird die Klinik privatisiert und gehört heute zur Asklepios-Gruppe.
Quellen
Falk, Beatrice; Hauer, Friedrich: Draußen auf dem Görden: eine Zeitreise durch die Geschichte der Landesklinik Brandenburg in Wort und Bild, Berlin 2002.
Falk, Beatrice; Hauer, Friedrich: Brandenburg-Görden: Geschichte eines psychiatrischen Krankenhauses, Berlin 2007.
Falk, Beatrice; Hauer, Friedrich (Hg.): Ein Krankenhaus und sein Jahrhundert. Das Asklepios Fachklinikum Brandenburg, Brandenburg 2014.
Rose: Anstaltspsychiatrie in der DDR. Die brandenburgischen Kliniken zwischen 1945 und 1990, Berlin 2005.
Bildlegenden:
1: Patienten bei der Arbeitstherapie (1960er Jahre) Quelle: Rose: Anstaltspsychiatrie in der DDR. Die brandenburgischen Kliniken zwischen 1945 und 1990, S. 73.
2: Ausschnitt aus der Publikation über die erste Weiterbildungstagung für Arbeitstherapeuten in Brandenburg. Quelle: Institut für Weiterbildung mittlerer medizinischer Fachkräfte (Hg.): Erste Weiterbildungstagung für Arbeitstherapeuten in der Psychiatrie, Potsdam 1968, S. 1.
3: Heilpädagogische Förderungsarbeit in Görden, 1960er Jahre. Quelle: Rose: Anstaltspsychiatrie in der DDR. Die brandenburgischen Kliniken zwischen 1945 und 1990, S. 120.
4: Historisches Archiv des Asklepios Fachklinikums Brandenburg.